Wer sich in der letzten Zeit über Themen wie Wohnen, Haushalt oder Gartengestaltung unterhalten hat, trifft immer öfter auf ein Zauberwort: Smart Home. Der verheißungsvolle Begriff, der wörtlich übersetzt etwa „schlaues Zuhause“ bedeutet, nährt Hoffnungen auf ein einfaches, wohliges und bequemes Leben. Aber kaum jemand weiß wirklich, was genau damit gemeint ist. Die unausgesprochene Übereinkunft lautet etwa: Smart Home ist, wenn alles automatisch funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
- Smart Home-Voraussetzung: Router und Smartphone
- Smartes Zuhause: IMTEST zeigt wie
- Steuerung & Geräte
- So funktioniert „smart“
- Funk statt WLAN im Smart Home-System
- Funkstandards und was sie bedeuten
- Ein Übersetzer für smarte Sprache
- Gateway und Cloud
- Mit Plan zum Smart Home
- Hersteller mit Themenschwerpunkten
- Steuerbare Haushaltsgeräte
- Aus einem Guss
- Komplex aber zuverlässig
- Smart Home mit Sprachassistenten
- Einfaches oder komplexes Smart Home
Smart Home-Voraussetzung: Router und Smartphone
Die Realität ist allerdings noch ernüchternd: Zwar lassen sich viele Geräte inzwischen mit dem Internet verbinden und darüber steuern, aber noch längst nicht stimmen sich alle technischen Geräte im Haushalt selbstständig und automatisch untereinander ab und schaffen die ideale Wohnumgebung. Wer alle haben möchte, braucht auch heutzutage immer noch viel Geduld und meist auch viel technisches Fachwissen. Das liegt vor allem an unterschiedlichen technischen Standards der Hersteller, nicht abgestimmten Funktionen oder inkompatiblen Geräten.
Zum Glück funktioniert Smart Home aber nicht nach dem Prinzip „Alles oder nichts“. Es ist für Interessierte momentan sogar ratsam, sich besser nach und nach mit der Smarthome-Welt vertraut zu machen, als sich sofort in die Komplett-Vernetzung zu stürzen. Die gute Nachricht für alle neugierigen Einsteiger lautet: Die zwingend notwendigen Voraussetzungen für ein smartes Zuhause sind ein Internet-Zugang mit Router und ein Smartphone. Beides hat fast jeder parat. Dann muss man sich nur noch entscheiden, welcher technische Hausbereich als Erstes smart werden soll.
Smartes Zuhause: IMTEST zeigt wie
Am Beispiel der drei Themenfelder Beleuchtung, Heizung & Klima und Sicherheit, zeigt IMTEST wie ein schneller Einstieg in ein smartes Zuhause gelingen kann – und welche Produkte dafür besonders geeignet und einfach einzurichten sind. Zum Auftakt stellt IMTEST Möglichkeiten vor, wie und womit smarte Geräte gesteuert, angesprochen und verwaltet werden können.
Steuerung & Geräte
Bevor man sich der Frage widmet, was man eigentlich aus welchen Gründen alles sinnvoll automatisieren kann, ist es hilfreich, sich ein wenig mehr mit der Idee hinter dem Begriff Smart Home zu befassen. Grundsätzlich müssen technische Geräte, gleich welcher Art, vier Bedingungen erfüllen, um einen „smarten“ Verbund bilden zu können:
So funktioniert „smart“
Es gibt leider kein Einheitsschema, nach dem eine smarte Regelung für vernetzte technische Geräte funktioniert. Das hängt einerseits damit zusammen, dass es verschiedene Standards gibt, die festlegen, wie smarte Komponenten miteinander kommunizieren. Andererseits hängt es aber auch davon ab, wie die jeweiligen Hersteller ihre Systeme konzipieren. Das klingt zunächst sehr theoretisch, hat aber sehr konkreten Praxisbezug.
„ICH WÜRDE IMMER ZU EINEM GUT AUSBAUFÄHIGEN SYSTEM GREIFEN UND NICHT ZU EINER INSELLÖSUNG.“
Naheliegend ist folgender Gedanke: In nahezu jedem Haushalt ist heutzutage WLAN vorhanden, die Basis eines Netzwerks. Also werden einfach Heizkörperthermostate, Lampen und alle anderen Geräte WLAN-fähig – und schon hat man sein Smart Home. Tatsächlich funktioniert das zum Beispiel bei Überwachungskameras so. Von Tado etwas gibt es eine Klimasteuerung, die nach diesem Prinzip funktioniert. Und auch die Hausgeräte unter anderem von Siemens verbinden sich einfach mit dem vorhandenen Funknetz.
Smart Home: Sicherheit muss sein – Hilfreiche Tipps zum Schutz
Smarte Systeme für’s Zuhause sind auf dem Vormarsch. Sie verwandeln jedes Haus in ein Smart Home. Sicherheit spielt dabei bei vielen Herstellern nur eine kleine Rolle. Die Folgen sind fatal. IMTEST hält Tipps bereit.
Funk statt WLAN im Smart Home-System
Leider ist aber WLAN ein echter Stromfresser, weshalb es sich für kleine Sensoren und viele Aktoren nur bedingt eignet. Schließlich möchte kaum jemand alle vier Wochen bei seinen Tür-/Fensterkontakten die Batterien wechseln, Gleiches gilt für Heizkörperthermostate. Allerdings ist eben genau der Batteriebetrieb das, was solche smarten Nachrüstlösungen überhaupt erst ermöglicht. Darum haben sich viele Hersteller und Experten Gedanken darüber gemacht, wie man Geräte energiesparend mittels Funk untereinander kommunizieren lassen kann. Heraus gekommen sind verschiedene Systeme, die alle von einer Vielzahl von Firmen unterstützt werden.
Funkstandards und was sie bedeuten
Es gibt verschiedene „Standards“ für die Hausautomation per Funk. Hier werden sie näher erklärt.
Ein Übersetzer für smarte Sprache
Unabhängig davon, nach welchem Standard nun ein Heizkörperthermostat mit einem Fensterkontakt „spricht“, steht eines fest: Es ist in keinem Fall eine „Sprache“, die das Smartphone, das Tablet oder der PC beherrschen. Es braucht also eine Art Übersetzer, weshalb die meisten Smarthome-Lösungen ein sogenanntes Gateway benötigen. Bei den meisten Herstellern gibt es spezielle Starterpakete fürs Smart Home, bei denen so etwas zum Lieferumfang gehört. Ein solches Gateway versteht auf der einen Seite die klassische „Internet-Sprache“, sodass man es per Handy-App kontaktieren kann.
Auf der anderen Seite beherrscht es dann aber zum Beispiel den Smarthome-Standard „Zigbee“. Es übersetzt dann die per App gegebenen Steuerbefehle aus der Internet-Sprache so, dass sie die Deckenlampe oder die Nachttischsteckdose versteht. Natürlich funktioniert das auch in umgekehrter Richtung: Das Gateway sorgt dafür, dass das Smartphone vom Fensterkontakt erfährt, dass das Fenster geöffnet ist.
Gateway und Cloud
Die meisten smarten Geräte funktionieren nach diesem Prinzip. Die Gateways werden dabei in aller Regel noch mit einem Cloud-Service des Herstellers verknüpft. Der sorgt im Wesentlichen dafür, dass der Zugriff über das Internet auf Lampen, Heizung und Co. stets möglich ist. Manchmal übernimmt der Cloud-Dienst allerdings auch gleich die gesamte Zugriffssteuerung auf das Smart Home. Mit allen Konsequenzen: Kann sich die App nicht anmelden, ist auch der Zugriff auf die smarten Geräte nicht möglich.
Mit Plan zum Smart Home
Die meisten smarten Funklösungen sind nicht besonders kompliziert einzurichten. Und danach lassen sich auch Abläufe meist gut automatisieren, zumindest für das jeweilige System. Dennoch offenbart das auch ein großes Manko der heutigen smarten Produktwelt: Wer planlos mal hier, mal da ein Set für smarte Beleuchtung, ein smartes Türschloss oder eine smarte Alarmanlage kauft, hat „gute“ Chancen, dass die Geräte für sich genommen zwar fantastisch funktionieren, aber eben nicht in Kombination als ganzheitliches Smart Home.
Denkbar ist etwa folgendes Szenario: Das smarte Türschloss wird beim Zubettgehen von innen verriegelt. Im Idealfall schaltet dieser Vorgang auch gleich eine Nachtbeleuchtung im Treppenhaus an und aktiviert den Hüllschutz der Alarmanlage. Das klappt aber nicht, wenn das Türschloss zum Beispiel auf den Z-Wave-Standard setzt, die Lampen per Zigbee vernetzt sind und die Alarmanlage ein ganz eigenes Funksystem verwendet.
Hersteller mit Themenschwerpunkten
Tatsächlich kommt genau das aber mit hoher Wahrscheinlichkeit dabei heraus, wenn man zu den Produkten greift, die prominent in Bau- oder Elektromärkten angeboten werden. Auch große Hersteller smarter Produkte sind oft „Vollsortimentler“: Bei Philips Hue etwa dreht sich alles um Licht, Abus oder Ring haben den Fokus auf Sicherheit sowie Zugangskontrolle gelegt.
Nicht einmal eine Zentrale mit Standard-Sprache bietet immer Sicherheit: So gibt es zum Beispiel von Hornbach zwar ein günstiges Gateway, das auf dem Z-Wave-Standard basiert. Aber das kann trotzdem nicht alle Z-Wave-Geräte anderer Hersteller einbinden, derer es immerhin gut 2.000 Stück gibt.
Smarte Beleuchtung für den Garten: Einfacher, als Sie denken
Nicht nur drinnen ist smarte Beleuchtung angesagt. IMTEST verrät, wie einfach Sie draußen für eine gute Stimmung sorgen.
Steuerbare Haushaltsgeräte
Kaum ein aktuelles Haushaltsgerät ist heutzutage nicht „smart“. Fünf Beispiele für schlaue Alltagstechnik:
Aus einem Guss
Der Wirrwarr um die Standards ist aber noch keine Disqualifikation der Idee vom Smart Home. Vor allem, wenn es nur um einen bestimmten Bereich geht, der smart werden soll, sind die Lösungen spezialisierter Anbieter in Sachen Funktionalität oftmals sehr gut. Wer allerdings in Erwägung zieht, sein Haus umfassend zu automatisieren, der sollte sich vorher einige Gedanken über Standards und die dafür verfügbaren Geräte machen.
Grundsätzlich drängen sich diesbezüglich Zigbee, Z-Wave und zumindest in Deutschland auch Homematic IP auf. Letzteres ist eines der ganz wenigen Nachrüstsysteme, bei dem der Hersteller EQ-3 alle wesentlichen Bereiche der Wohnumgebung mit zahlreichen Sensoren und Aktoren abdeckt.
Komplex aber zuverlässig
Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass ein solches Smarthome-System irgendwann eine Komplexität erreicht, die eine Einrichtung und Konfiguration mit nur ein paar Klicks nahezu unmöglich macht. EQ-3 lässt dem Nutzer noch die Wahl, ob er lieber ein intuitiv per App bedienbares Gateway nutzen oder lieber eine echte Zentrale verwenden will, die zwar umfassende Möglichkeiten bietet, aber sehr viel mehr Technikwissen voraussetzt.
Der Vorteil solcher Zentralen fürs Smart Home liegt darin, dass hier die ganze „Intelligenz“ des Hauses auch wirklich vor Ort im Haus zur Verfügung steht und nicht aus der Cloud abgerufen werden muss. Entsprechend ist das System auch bei einem Ausfall der Internetverbindung noch funktionsfähig.
5 IP-Kameras im Test: Die Sicherheit immer im Blick
Neben der Alarmanlage ist Videoüberwachung die bekannteste Sicherheitslösung. Wie gut sind IP-Kameras?
Smart Home mit Sprachassistenten
Im Gegensatz dazu sind Sprachassistenten wie Alexa oder Google cloudbasierte Lösungen fürs Smart Home. Ginge es nur um die Sprachsteuerung, wäre das verschmerzbar. Fällt die mal aus, nutzt man eben die vielleicht etwas weniger komfortable App zum Einschalten des Lichts. Problematischer ist, dass sich mit Alexa oder Google Home auch Geräteübergreifende Automatisierungen erstellen lassen, sodass diese Dienste zu einer Art virtuellen Zentrale werden. Die steht allerdings ohne Internet nicht zur Verfügung.
Besonders ärgerlich wäre es, würde der Dienst komplett abgeschaltet. Osrams Lightify-Kunden wissen, was gemeint ist, denn Osram schaltet gerade die Cloud-Plattform ab. Wer entsprechende Lampen besitzt, muss die nun komplett zurücksetzen und in ein anderes Zigbee-System einbinden, sofern sie weiter genutzt werden sollen. Damit müssen auch alle eventuell vorhandenen Automatisierungen neu angelegt werden.
Sprachassistenten: Google, Alexa & Siri im direkten Vergleich
Welche der digitalen Sprachassistenten ist die Klügste im ganzen Land? IMTEST hat Alexa, Google und Siri zum Gespräch gebeten.
Einfaches oder komplexes Smart Home
Es bleibt die Erkenntnis: Die vielen Insellösungen sind meist recht einfach zu handhaben, aber eben oft zueinander inkompatibel. Umfassende Plattformen fürs Smart Home wie Zigbee, Z-Wave oder Homematic IP sind in der Einrichtung aufgrund der Komplexität sperriger und benötigen mehr technisches Verständnis. Der Lohn dafür ist im besten Fall eine App, mit der sich das ganze Haus bedienen lässt.
Aber man kann alternativ auch mit fünf verschiedenen Apps leben, von denen eine das Licht, eine die Gartenbewässerung und eine die Heizung steuert. Zumal man ohnehin individuell entscheiden muss, in welchem Bereich man smarte Geräte überhaupt für sinnvoll hält.