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So sicher sind digitale Türschlösser

Smarte Türschlösser versprechen mehr Komfort. Doch wie sicher sind sie?

Einbrecher mit Maske an einer Haustür.
© Steffen Salow / Pixabay

Die Konfrontation mit einem klassischen Türschloss mit Schlüssel sorgt selten für Freude: Suchen, Herumfummeln, Hineinstecken, Drehen, womöglich noch einmal von innen abschließen. Smarte Türschlösser gestalten das Öffnen komfortabler, sie lassen einfach per App, Chip oder Fernbedienung oder vollautomatisch entriegeln. Doch die Frage nach der Sicherheit solcher Lösungen ist berechtigt.

BSI warnt vor ABUS-Türschloss

So warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor dem Einsatz des digitalen Türschlosses „HomeTec Pro CFA3000“ von ABUS. Durch eine Schwachstelle im Funk-Türschlossantrieb des HomeTec Pro CFA3000 könnten Angreifer, die sich in der Nähe befinden, bei Ausnutzung der Schwachstelle das Funkschloss knacken und sich damit unbefugt Zugang verschaffen.



“Durch Schwachstellen in solchen Funk-Türschlössern wird die Hauptfunktion der Produkte nicht nur kompromittiert, sondern ins Gegenteil verkehrt, da diese Sicherheitslücken gezielt von Unbefugten ausgenutzt werden können”, so BSI-Präsident Arne Schönbohm. ABUS hat die Schwachstelle gegenüber dem BSI bestätigt und angegeben, dass es sich bei dem Produkt um ein Auslaufmodell handele, das inzwischen durch einen Nachfolger ersetzt wurde. Der ABUS-Fall wirft nun Fragen auf, wie es generell um die Sicherheit von digitalen Türschlössern bestellt ist.

Sicherheit von digitalen Türschlössern

Grundsätzlich bestimmt die Sicherheit des Türschlosses – egal ob digital oder nicht – vorrangig der Schließzylinder. Schließlich bleibt er bei den meisten Lösungen erhalten. Das ein smartes Schloss auf der Innenseite hängt, ist für einen Einbrecher in der Regel nicht sichtbar. Weiß er es, hat er aber trotzdem kaum Chancen, dass Schloss zu hacken. Zu diesem Schluss kamen zumindest die Experten von AV-Test. In einem Test nahmen sie sechs Smart Locks unterschiedlicher Anbieter unter die Lupe. Das Fazit: „Komfort muss nicht gleichbedeutend mit Unsicherheit sein.“

Die meisten getesteten Geräte dieser Produktgruppe unterscheiden sich in punkto Sicherheit erfrischend von anderen Smart Home-Geräten, die oft eklatante Sicherheitslücken aufweisen. Den Herstellern von Smart Locks bescheinigen die Tester dagegen alles in allem einen guten Job. Fünf von sechs überprüften Schließsystemen attestierten die Tester eine solide Basissicherheit mit allenfalls theoretischer Angreifbarkeit. Die Smart Locks von eQ-3, Noke und Nuki bestanden den Test sogar mit drei von drei möglichen Sternen, bieten ein gutes Sicherheitslevel und somit genau das, was man sich von einer smarten Schließanlage wünscht. Der Test liegt zwar schon einige Jahre zurück, viele der gestesteten Produkte werden aber immer noch verkauft.

Danalock Smartlock
Ein smartes Schloss wie das Danalock ist in wenigen Minuten installiert und steigert den Komfort deutlich. © IMTEST

Türschloss: Bluetooth kaum überwindbar

Alle überprüften Smart Locks ließen sich lokal per Bluetooth-Funk ansprechen. Und bei allen stellte sich die Kommunikation zwischen Schloss und Mobilgerät als sicher heraus. Bei der Bluetooth-Kommunikation senden und empfangen die Türschlösser meist im 4.0 Standard (1 Milliwatt, Low Energy), der eine maximale Funkreichweite von ca. zehn Metern erlaubt. Angriffe auf die Bluetooth-Kommunikation setzen damit schon eine extreme Nähe zum Schloss voraus.

Standardmäßig setzen die Smart Locks eine ordentlich implementierte Verschlüsselung ein, meist AES mit mindestens 128 Bit. Damit ist die Übertragung der Befehle gut verschlüsselt. Auch Christoph Clasen vom Landeskriminalamt NRW bestätigte auf Anfrage, dass erfolgreiche Angriffe auf derartige Türschlösser hierzulande noch nicht verzeichnet wurden. Er betont: „Sicher gibt es eine theoretische Möglichkeit, auch elektronische Zylinder zu überwinden. Der Aufwand ist jedoch deutlich höher als bei einem mechanischen Zylinder.“ Und falls doch eine Sicherheitslücke bekannt werde, könne der Hersteller diese per Update schnell beheben. Eine wichtige Erkenntnis, immerhin könnten schlecht gesicherte Smart Locks Einbrechern Tür und Tor öffnen.

Fazit

Der aktuelle ABUS-Fall, bei dem ein digitales Türschloss eine eklatante Sicherheitslücke aufweist, ist die absolute Ausnahme. Generell sind die Sicherheitsstandards bei den renommierten Herstellern hoch.

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.