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Rogbid Smart Ring im Test: Wie gut ist die günstige Oura-Alternative?

IMTEST hat den Smart Ring unter die Lupe genommen.

© IMTEST

Smart Rings sind der neueste Trend im Bereich der funktionalen Schmuckstücke, die die Gesundheit und Fitness der Träger im Auge behalten. Sie bieten vergleichbare Funktionen wie Smartwatches und Fitnesstracker, werden dabei aber dezent am Finger getragen. Neben Marktführer Oura haben mittlerweile auch andere Unternehmen die Ringe im Angebot. IMTEST hat den Smart Ring des chinesischen Herstellers Rogbid unter die Lupe genommen.



Produktdetails

  • Preis: UVP 199,99 Dollar (etwa 184 Euro)
  • Gewicht: 8 Gramm
  • Ring-Größen: 7 bis 12
  • Farben: Schwarz & Silber oder Weiß & Silber
  • Garantie: 12 Monate

Smart Rings: Das sind die Test-Kriterien

Im Praxistest bei IMTEST werden der Tragekomfort und die Verarbeitung von Smart Rings gründlich unter die Lupe genommen. Entscheidend für die Bewertung ist daneben, welche Aktivitäts- und Gesundheitsdaten die Ringe aufzeichnen können und wie akkurat sie dabei sind. Auch die Akkulaufzeit wird bewertet: Wie lange hält ein Ring durch, der den ganzen Tag Daten sammelt?

Anders als Smartwatches oder Fitnesstracker können Smart Rings ihre ermittelten Werte nicht selbst anzeigen. Um die Daten und deren Auswertung einzusehen, benötigt man stets die zugehörige App auf dem Smartphone. Daher testet IMTEST auch die App: Wie leicht ist diese zu bedienen? Inwieweit wertet sie die gemessenen Daten aus? Wird im Ernstfall ein Notruf abgesetzt? Zu guter Letzt analysiert IMTEST, ob für das Funktionieren der App eine kostenpflichtige Mitgliedschaft nötig ist und ob der Hersteller ein Größenprobier-Set anbietet.

Den Smart Ring von Rogbid gibt es in Schwarz & Silber sowie Weiß & Silber. © Rogbid

Ein wichtiger Punkt vorweg: Im Gegensatz zu beispielsweise der Oura-App, die als “Oura” bei Google Play bzw. im App Store zu finden ist, besitzt der Smart Ring von Rogbid keine eigene App mit dem gleichen Namen. Stattdessen wird in der Anleitung die AIZO RING App (für Android und iOS) genannt, in welcher der Ring registriert werden kann.

So trägt sich der Rogbid Smart Ring

Vergleicht man den Smart Ring von Rogbid mit dem Heritage von Oura, dann ist dieser etwas klobiger als das Modell des Marktführers. Denn mit einer Breite von 8,5 Millimetern, einer Dicke von 3,1 Millimetern und einem Gewicht von 8 Gramm ist der Ring stärker am Finger zu spüren. Dazu kommt, dass das Modell nicht nahtlos verarbeitet ist. Stattdessen besteht es aus einer äußeren und einer inneren Schicht, die durch eine scharfe Kante miteinander verbunden sind. Der Praxiseinsatz bei IMTEST hat gezeigt: Teilweise schneidet der Ring im Alltag in die Haut zwischen den Fingern. Außerdem kann man sich beim Händewaschen oder -abtrocknen an der anderen Hand schneiden oder abschürfen.

Zum akkuraten Aufzeichnen von Gesundheits- und Fitness-Daten sollten Smart Rings jedoch nicht nur am Zeigefinger getragen werden (was für viele Menschen bereits gewöhnungsbedürftig ist), sondern auch nachts am Finger bleiben. Nur so können sie den Schlaf tracken und dauerhaft Werte festhalten. Deshalb ist der etwas niedrige Tragekomfort des Rings von Rogbid ein echter Kritikpunkt. Zum Duschen sollte man das Modell auf jeden Fall abnehmen. Negativ zu bewerten ist außerdem, dass es bei Rogbid kein kostenloses Größenprobier-Set gibt, um vor dem Kauf die richtige Größe zu ermitteln. Das wäre allerdings sinnvoll, da Smart Rings aufgrund ihrer Sensoren auf der Innenseite leicht gewölbt sind. Die Größen können dadurch von den bekannten Standard-Ringgrößen abweichen.

Der Ring von Rogbid ist am Finger vergleichsweise dick und kantig. © IMTEST

Wichtig beim Tragen der Ringe ist auch, dass die Sensoren zum verlässlichen Messen auf der Handinnenfläche des Fingers anliegen. Bei komplett runden Ringen kann es jedoch schwer sein, immer zu wissen, wo die Sensoren aktuell liegen. Denn die Ringe drehen sich im Verlauf des Tages. Hier bietet der Smart Ring von Rogbid einen Vorteil: Auf der Kante befindet sich in dem Bereich des Rings, der Richtung Daumen zeigen muss, eine rote Markierung. So kann man den richtigen Sitz sehr schnell wieder herstellen.

Rogbid Smart Ring: Gesundheit stets im Blick

Eine Haupt-Funktion von Smart Rings ist das Aufzeichnen von unterschiedlichen Gesundheitswerten der Träger. In der zugehörigen App kann man dann einsehen, wie sich beispielsweise die Herzfrequenz im Laufe des Tages verändert. Der Smart Ring von Rogbid schneidet in dieser Bewertungskategorie etwas schlechter ab als der Ring Heritage von Oura. So erfasst der Smart Ring die Herzfrequenz, die Herzfrequenzvariabilität, die Blutsauerstoffsättigung und die Körpertemperatur. Im IMTEST-Labor hat das Modell darüber hinaus bewiesen, dass es sehr genau misst: Beim Puls gibt es keinerlei Abweichung im Vergleich zum selbst gemessenen Wert.

Außerdem kann der Ring von Rogbid den Schlaf und den Zyklus tracken. Im Gegensatz zum Modell von Oura kann der Ring jedoch nicht die Atmung überwachen und auch nicht das Stresslevel bestimmen. Einige Smartwatches und Fitnesstracker sind zudem in der Lage, den Blutdruck zu messen oder ein EKG durchführen. Beide Funktionen bieten weder der Ring von Oura noch der von Rogbid.

Der Smart Ring von Rogbid misst den Puls mithilfe seiner Sensoren sehr genau. © IMTEST

Diese Werte erfasst der Ring beim Sport

Für die Sportarten Laufen im Freien, Indoor-Laufen, Radfahren im Freien, Indoor-Radfahren sowie Gehen im Freien und Indoor-Gehen kann man in der zugehörigen App einen Sport-Modus starten. Verglichen mit Fitnesstrackern und Smartwatches ist das eine eher kleine Auswahl, denn hier sind 50 verschiedene Sport-Modi nicht unüblich. Während des Trainings werden dann die Schrittzahl, die Trainingsdauer und die verbrannten Kalorien auf dem Smartphone angezeigt.

Wird der Trainings-Modus beendet, lassen sich in der App die Distanz, die Kalorien, die Dauer, die Schritte, die durchschnittliche Herzfrequenz, das durchschnittliches Tempo (Minuten pro Kilometer) und die durchschnittliche Geschwindigkeit (Stundenkilometer) anzeigen. Zusätzlich kann man hier die durchschnittliche Trittfrequenz, die Entwicklung der Herzfrequenz während des Trainings und die Entwickung des Tempos sehen. Dauerhaft sichtbar sind zudem die täglichen Schritte, die Distanz, die verbrannten Kalorien, die Inaktivitätszeit, das Trainingsvolumen, die Trainingsfrequenz und das absolvierte Training mit mittlerer oder hoher Intensität.

Während des Trainings und nach dem Training lassen sich verschiedene Werte in der App ablesen. © IMTEST


Smart Ring: Das kann die App

Damit man die ermittelten Werte bestmöglich versteht, bereiten die zugehörigen Apps die Daten in verschiedenen Interpretationen auf. So gibt die AIZO RING App einen allgemeinen Gesundheitsscore aus. Dieser berechnet anhand verschiedener Faktoren, wie gut die Ring-Träger physisch und psychisch erholt sind. Außerdem werden ein Aktivitäts- sowie ein Schlafscore ermittelt. Anders als bei der Oura-App gibt es hier allerdings keine Audio-Dateien zum Meditieren oder Einschlafen.

Um täglich für ein gesundes und aktives Leben motiviert zu sein, lassen sich in der App eigene Ziele für die zurückzulegenden Schritte, die Distanz und den Kalorienverbrauch auswählen. Auffällig sind in der AIZO RING App die großen Smileys, die in einem einfachen Bild ausdrücken, ob sich ein Wert verbessert oder verschlechtert hat. Außerdem finden sich in der App zahlreiche Tipps, um einzelne Werte zu verbessern. Ebenso in der App einsehbar, ist der Akku-Stand des Rings. Im Praxistest bei IMTEST hat der Akku des Smart Rings dabei nur 4,25 Tage durchgehalten, was deutlich niedriger ist als die sechs Tage des Oura Heritage.

In der App kann man zur Motivation verschiedene Ziele festlegen. Auch Smileys werden angezeigt. © IMTEST

Die AIZO RING App lässt sich insgesamt einfach bedienen. Allerdings ist es ratsam, diese auf Englisch einzustellen. Ist Deutsch als Sprache ausgewählt, erschweren unzählige (teils durchaus unterhaltsame) Übersetzungsfehler die Nutzung stark. So ist etwa vom “Girokonto” die Rede, wenn der Nutzer-Account gemeint ist und die Sportart “Gehen” wird mit “Geh weg” übersetzt. Abgesehen davon ist die App sehr übersichtlich und ansprechend gestaltet. Zudem sind alle Funktionen kostenlos. Ein Abo-Modell mit monatlichen Kosten für den vollen Datenzugriff, wie es bei Oura der Fall ist, gibt es hier also nicht.

Diese Sonderfunktionen gibt es

Ein Feature, das auch bei einigen Fitnesstrackern und Smartwatches zu finden ist und die Sicherheit der Nutzer erhöht, ist eine Notruf-Funktion. Während Marktführer Oura bislang keine Notruf-Funktion in seinen Ringen verbaut hat, kann sich der Rogbid Ring mit der SOS-Funktion des Telefons verbinden, um einen Notruf abzusetzen. Bei Bewusstsein sollte man jedoch noch sein, da auf dem Ring zehnmal nach oben und unten gewischt werden muss, um die SOS-Funktion zu aktivieren. Dann werden über das Smartphone Notfall-Kontakte benachrichtigt und auch die Echtzeit-Standortdaten versendet.

Darüber hinaus verfügt der Smart Ring von Rogbid über eine Touch-Funktion. So kann der Ring im markierten Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger auf Antippen reagieren. Hierfür lässt sich in der App eine von fünf möglichen Funktionen auswählen. Mit dabei ist etwa das Umblättern in einer Lese-App oder das Steuern einer Musik-App. Auch als Fernauslöser für Fotos ist die Touch-Funktion geeignet. Im Praxistest bei IMTEST hat die Steuerung per Touch jedoch nicht zuverlässig funktioniert. Gerade beim Fotografieren kann es nervig sein, mehrmals den Ring antippen zu müssen und eventuell das perfekte (Selfie-)Bild zu verpassen.

Aus der gleichen Fabrik wie Pearl-Ring?

Da IMTEST vor dem Modell von Rogbid bereits andere Smart Rings getestet hatte, machten die Tester gleich nach dem Auspacken des Rings eine erstaunliche Entdeckung: So ähnelt der Smart Ring von Rogbid optisch sehr stark dem Fitness-Ring von Newgen Medicals (Gesamtnote: 2,8), der im beliebten Versandhaus Pearl erhältlich ist. Beide Modelle haben durch die seitliche Kante einen etwas niedrigen Tragekomfort, verfügen über einen Touch-Bereich und können sich mit der SOS-Funktion des Telefons verbinden. Allerdings erfasst der Ring von Rogbid mehr Aktivitätsdaten, unterstützt etwas mehr Sportarten und bietet eine minimal längere Akkulaufzeit. Der Pearl-Ring kann dagegen auch das Stresslevel erfassen.

Die Smart Rings von Rogbid und Pearl sehen sich äußerst ähnlich. © IMTEST

Fazit

Der Smart Ring von Rogbid erfasst sehr viele Aktivitätsdaten, misst wichtige Gesundheitswerte und besitzt eine sehr hohe Puls-Messgenauigkeit. Mithilfe der Werte, die der Ring im Laufe von Tag und Nacht festhält, werden ein Gesundheitsscore, ein Aktivitätsscore und ein Schlafscore berechnet. Die zugehörige AIZO RING App lässt sich zumindest auf Englisch sehr leicht bedienen und bietet neben der Datenauswertung auch diverse Funktionen zur Motivation, wie Ziele und Smileys. Außerdem ist sie komplett kostenfrei. Positiv zu bewerten sind darüber hinaus die Notruf-Möglichkeit und die Touch-Funktion, die jedoch nicht immer zuverlässig funktioniert. Große Kritikpunkte stellen dagegen die etwas billige Verarbeitung und der etwas niedrige Tragekomfort aufgrund der scharfen Kante dar. Auch die Akkulaufzeit ist mit 4,25 Tagen als eher kurz zu bewerten.

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 2,7

Sandra Fischer

Nach dem Bachelor-Studium in „Medienwissenschaften“ hat Sandra Fischer ihren Master in „Mass media e politica“ (dt. „Massenmedien und Politik“) an der Università di Bologna in Italien absolviert. Neben Italienisch und Englisch spricht sie aufgrund mehrerer Langzeitaufenthalte in Alicante auch Spanisch fließend. Für ein Praktikum bei der Dokumentarfilm-Produktionsfirma „Folke Rydén Production“ ist Sandra im Anschluss an ihr Studium nach Schweden gezogen, bevor sie – zurück in Deutschland – in Hamburg als Projektmanagerin bei Statista angefangen hat. Anschließend ist sie zur FUNKE Mediengruppe gewechselt, wo Sandra zunächst ein Volontariat bei der Zeitschrift „Bild der Frau“ absolviert hat. Als Redakteurin bei IMTEST beschäftigt sie sich nun hauptsächlich mit Küchengeräten und Fitnessgadgets.