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16 Wochen NOW!-Programm: Shakes, Sport und Selbstfindung

16 Wochen mit ‘ganzheitlichem Gewichtsmanagement-Programm’ unter Anleitung von Detlef Soost und Kate Hall sind um. Was hat sich bei der Testerin verändert und wie lautet ihr Fazit? Die Vor- und Nachteile im Überblick.

Detlef D! Soost und Kate Hall stehen nebeneinander.
© NOW! by JuicePlus Detlef D! Soost & Kate Hall

Detlef Soost ist ohne Frage ein Promi, von dem wohl fast jede und jeder schon einmal gehört hat. Im Fernsehen zu sehen war er bereits als Tanz-Coach bei der ehemaligen Casting-Show “Popstars” auf Pro7, als Abnehm-Coach im Sat1-Format “The Biggest Loser” sowie als Kandidat von Wettbewerbs-Sendungen, wie “Let’s Dance” oder “Das große Promi-Backen”. Vor einigen Jahren gab es bereits ein Abnehm-Programm mit Detlef, das “I make you sexy” hieß. Neuer ist hingegen das NOW!-Programm, das nach Aussage der Webseite ein Programm zum ganzheitlichen Gewichtsmanagement ist. Dieses ist eine Kooperation zwischen Detlef Soost und seiner Frau Kate Hall, gemeinsam mit dem Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller Juice Plus+. Wie das Programm funktioniert und welche Erfahrungen man damit in 16 Wochen macht, hat IMTEST-Redakteurin Dr. Lotta Kinitz im Selbstversuch getestet.

Das Prinzip von NOW!

Das NOW!-Programm hat laut eigener Aussage den Anspruch, Nutzende nicht nur beim Sport und in der Ernährung zu unterstützen, sondern auch ganzheitlich zu begleiten. Auf der Webseite werden die vier wesentlichen Säulen dementsprechend als Fitness, Ernährung, Motivation und Gemeinschaft betitelt. Ausgelegt ist das Programm auf eine Laufzeit von 16 Wochen und soll dabei helfen, abzunehmen und/oder den eigenen Körper zu definieren.

Die NOW!-Plattform

Im Alltag gibt es in der Browser-Anwendung oder der zugehörigen App sowohl tägliche Aufgaben, als auch sogenannte Wochen-Challenges. Bei Ersteren geht es um das tägliche Sport-Programm und die Ernährung, aber auch um Themen wie Entspannung und die ausreichende Flüssigkeits-Aufnahme. Hat man eine Tagesaufgabe erfüllt, kann man diese abhaken und erhält dafür zur Motivation Coins, also virtuelle Münzen.

Ebenso gibt es Belohnungs-Coins für die Bearbeitung der Wochenaufgaben. Hier gibt es jede Woche ein anderes Video von Detlef Soost und/oder Kate Hall, in dem es vor allem um die Themen Motivation, Selbstreflektion und Durchhaltevermögen geht. Verbundene Aufgaben sind dann beispielsweise, sich selbst eine Collage mit den eigenen Zielen zur Motivation zu basteln, oder für die gute Laune jeden Tag 5 Minuten zu tanzen.

Die vier Säulen im Detail

Sport mit Detlef und Kate

Sport-Programme in App-Form hat IMTEST bereits zum Jahreswechsel hier getestet. Das NOW!-Programm mit Detlef Soost und Kate Hall kann hinsichtlich der Übungen auf jeden Fall mithalten. Anders als ein Werbespruch auf der Webseite suggeriert, gibt es allerdings im Alltag nur wenige Tanz-Workouts mit Detlef oder Yoga-Stunden mit Kate. Stattdessen handelt es sich bei den meisten täglichen Videos um sogenannte High Intensity Interval Trainings (kurz HIIT), also um typische Fitness-Übungen im Intervall-Wechsel mit Pausen. Angeleitet sind diese allerdings tatsächlich durch die beiden Promis.

Auch das Versprechen, dass 10 Minuten am Tag ausreichen, ist hier mit Vorsicht zu genießen. Zwar sind tatsächlich die Großzahl der Tages-Workouts nur rund 10 Minuten lang. In diesen Videos sind allerdings noch keine Aufwärm-Übungen oder Strechting-Einheiten nach dem Training eingeplant. Wer also sicher gehen will, sich nicht zu verletzen, sollte sowohl ein Warm-Up als auch ein Cool-Down extra einplanen und landet damit mindestens bei Einheiten von 20 Minuten. Passende Zusatz-Videos finden sich allerdings praktischer Weise ebenfalls auf der NOW!-Plattform.


Das Ernährungs-Konzept

Vorwiegend richtet sich das Programm an Personen, die ihr Gewicht reduzieren möchten. Dazu gibt es verschiedene Nahrungsergänzungs- beziehungsweise Ersatzprodukte vom Partner Juice Plus+. Die Empfehlung der App: Wer abnehmen möchte, sollte an 6 Tagen pro Woche je zwei Mahlzeiten mit einem Juice Plus+ Shake ersetzen. Die dritte Mahlzeit soll dann selbst zubereitet und ausgewogen sein. Rezept-Tipps dafür finden sich ebenfalls in der App – allerdings stets mit weiteren Produkten des Herstellers in der Zutatenliste.

Der Geschmacks-Test

Ob man für ein Abnehm-Programm bereit ist, Mahlzeiten durchs Shakes zu ersetzten, ist Geschmacks- und erfahrungsgemäß vor allem Kopfsache. Kann man sich vorstellen, statt “richtigen” Mahlzeiten, zwei Mal am Tag Flüssignahrung zu sich zu nehmen? IMTEST hat das ausprobiert und ist positiv überrascht. Die Juice Plus+-Shakes sind vergleichsweise lecker und machen tatsächlich satt, auch wenn es sich nach Zubereitungsanweisung lediglich um Portionen von 250 Millilitern handelt. Die Auswahl ist zwar klein, damit aber vermutlich für eine Vielzahl von Personen ansprechend. So kann man jeden Tag beziehungsweise zu jeder Ersatz-Mahlzeit zwischen Schokoladen- und Vanillegeschmack wählen.

Die Zubereitung ist denkbar einfach: 250 Milliliter Milch (oder Alternative) mit einem Portionslöffel Pulver vermischen, fertig! Eine Skala ist praktischer Weise bereits im mitgelieferten Becher eingestanzt und Portionslöffel liegen im Lieferumfang ebenfalls bei.

Zwei Packungen JuicePlus+ Complete Pulver, ein Shaker und eine Packung Milch auf einer Küchenarbeitsplatte.
Bei jeder Flüssig-Mahlzeit kann zwischen Schoko- und Vanillegeschmack ausgewählt werden.
Eine Hand füllt Milch in den geöffneten Juice Plus+ Shaker.
Für die Zubereitung benötigt man nur 250 Milliliter Mager- oder entrahmte Milch…
Eine Hand füllt braunes Pulver in den geöffneten Juice Plus+ Shaker.
…und einen Löffel des Pulvers.
Eine Hand füllt Zimt in den geöffneten Juice Plus+ Shaker.
Wer mag, fügt noch Gewürze für einen angenehmeren Geschmack hinzu.

Den typischen, leicht pappigen Geschmack der Grundshakes kann man zudem noch gut mit Gewürzen oder Aromen aufpeppen. Wer mag, kann typische Gewürze verwenden, die man auch von Kaffeespezialitäten kennt. Ingwer, Backkakao, Vanille, Muskat oder Zimt haben an sich wenig Kalorien und veredeln den Geschmack zuverlässig. Auch flüssige Aromen, die man beim Backen verwendet, können beispielsweise eine Note von Bittermandel oder Orange hinzufügen. So schmecken die NOW!-Shakes tatsächlich fast so lecker, wie Detlef Soost in einem der Motivitations-Videos behauptet. Ein Geheimtipp für die warmen Jahreszeiten ist zudem die Zugabe von Eiswürfeln. In den kalten Jahreszeiten können hingegen Lebkuchen- oder Spekulatius-Gewürz ein Hit sein.

Der direkte Vergleich

Wer skeptisch ist, da er oder sie bereits Erfahrungen mit dem Platzhirsch Almased gemacht hat, dem sei gesagt: Geschmacklich ist das kein Vergleich! Das Pulver von Juice Plus+ schmeckt deutlich besser als das vergleichsweise neutrale Almased. Zudem ist es, sofern eine Milch-Alternative verwendet wird, sogar vegan.

Nachteile sind hingegen, dass der Einkauf für die Shakes leicht frustrierend sein kann: Der Zubereitungshinweis spricht von Magermilch mit 0,1 Prozent Fettanteil. In den meisten, üblichen Supermärkten konnte IMTEST diese aber nicht finden, da nur sehr wenige diese im Programm haben. Stattdessen gab es oft nur eine entrahmte H-Milch mit 0,3 Prozent Fett. Dafür ist diese vergleichsweise günstig.

Die Shakes selbst kauft man zu Beginn des Programms hingegen eher hochpreisig ein. Im Juice Plus+ NOW! Mini Paket, das IMTEST zum Test vorlag, sind 90 Portionen für insgesamt 242 Euro enthalten. Pro Shake fallen also Kosten von rund 2,70 Euro plus mindestens 20 Cent für die Milch an, was vermutlich weniger ist als man im Büroumfeld für ein “richtiges” Mittagessen bezahlt. Im Vergleich zu Almased ist ein NOW!-Shake allerdings mindestens zweieinhalb mal so teuer. Zudem gibt es Unterschiede in den Preisen, je nachdem, ob man eine Einmal-Lieferung erhalten möchte, oder ein Liefer-Abo abschließt. Dafür ist das Fitness-Programm bereits im Preis enthalten, da man mit dem Mahlzeiten-Paket auch den Zugang zum 16-Wochen-Programm von NOW! erwirbt.

Auch die Müsli-Riegel, die ebenso wie die Shakes mit einem Kaloriengehalt von 200 Kilokalorien ausgewiesen sind, konnte IMTEST probieren. Zur Auswahl gibt es eine Version mit Schoko- und eine mit Frucht-Geschmack. Das Urteil der Tester und Testerinnen lautete auch hier: lecker, wenn auch etwas fade. Wer also nicht nur Flüssig-Ersatznahrung im NOW!-Programm verwenden möchte, bekommt hier eine annehmbare Alternative.

Motivationsreden von Detlef Soost

Ganz klar: Wer dieses Programm durchziehen möchte, muss Detlef Soost und Kate Hall mögen. Wer die beiden Promis nicht zumindest sympathisch findet, ist hier eindeutig falsch. Denn so gut wie alle Videos sind mit einem oder sogar mit beiden gemeinsam aufgenommen. Sie begleiten einen durchs Training und versuchen, in den Wochenaufgaben zu motivieren.



Insbesondere letztere Videos sind zum Teil auch lustig gehalten: Detlef Soost scheint, anders als einige möglicherweise aus der Popstars-Zeit noch im Kopf haben, mittlerweile über eine gesunde Portion Selbstironie zu verfügen. Zudem helfen die Videos durchaus, das eigene Ziel zwar nicht aus den Augen zu verlieren, aber sich dennoch nicht nur darauf zu konzentrieren. Im Test schien die Auswahl für die verschiedenen Wochen jeweils angemessen. So wird beispielsweise in Woche 3 darauf eingegangen, dass es schwierig sein kann, nach ersten, kleinen Erfolgen dennoch diszipliniert zu bleiben, um das große Endziel zu erreichen. In Woche 6 geht es hingegen eher darum, sich nicht nur auf den Abnehm-Prozess zu versteifen, sondern das Leben auch weiterhin zu genießen und Spaß zu haben.

Viele Motivations-Videos sind allerdings auch mit Suggestiv-Fragen á la “Findest Du nicht auch, dass…?” gespickt und einige fragwürdige Tipps waren auch dabei. So empfiehlt Detlef Soost etwa in einem Clip, sich nach dem erfolgreichen Training mit einem NOW!-Shake zu belohnen. Dabei sollte ein ganzheitliches Sport- und Ernährungskonzept wohl nicht zur Belohnung mit Essen auffordern. Außerdem wird innerhalb der Sport-Videos oft “schlank” mit “schön” gleichgesetzt, beispielsweise mit Aussagen wie “Wir wollen schöne, schlanke Beine erzielen.” oder “Wir arbeiten auf einen flachen, attraktiven Bauch hin.”. Diese Sichtweise ist zwar gesellschaftlich sehr verbreitet, in Zeiten von Body Positivity und und mehr Akzeptanz für alle Körperformen aber dennoch in Frage zu stellen.

Das Coins-System

Wie oben erwähnt, arbeitet das NOW!-Programm zusätzlich zu den Motivationsreden mit einem Sammel-System. Hier können sich Nutzende virtuelle Münzen zur Belohnung verdienen oder als Strafe von ihrem Konto abgezogen bekommen. Die erarbeiteten Coins können später übrigens genutzt werden, um neue Inhalte freizuschalten, Rabatte auf Produkte zu erhalten oder Detlef Soost persönlich zu treffen. Insgesamt sind solche Extras allerdings vergleichsweise ‘teuer’. Das günstigste Rezept im Shop kostet immerhin 50 Coins, viele der Workout-Videos zwischen 250 und 500 Coins und ein Meet & Greet mit Detlef ganze 50.000 Coins. Zur Einordnung: Im Testzeitraum von 16 Wochen gelang es der Testerin, etwa 1.150 virtuelle Münzen zu sammeln.

Vor allem soll das Prinzip aber beim Durchhalten helfen – denn wer sich beispielsweise mehrere Tage hintereinander nicht einloggt und den eigenen Schweinehund gewinnen lässt, dem werden gesammelte Münzen auch wieder abgezogen. Verpasste Tage oder Einheiten lassen sich übrigens nur bedingt nachholen, da die App die Tage weiterzählt. Wer veraltete Workouts nachholt, erhält dafür keine Coins mehr. Ein manuelles Zurücksetzen ist zudem nicht möglich – ganz im Sinne des Programm-Namens geht es immer darum, jetzt (also NOW!) zu starten und durchzuziehen.

Im Test zeigte sich das beispielsweise während einer Erkältungsphase als schwierig. Denn es gibt keine Möglichkeit, in der App eine Pause einzustellen. Zwar geht es in einigen der Videos auch einmal darum, auf den eigenen Körper zu hören. Doch wenn die App weiterhin jeden Tag zum Sport motivieren will, kann es vor allem bei Ehrgeizigen dazu kommen, dass das Krankenbett zu früh wieder verlassen wird.

Auch fürs Einbringen in der Community gibt es übrigens Coins für das eigene Konto, sodass Nutzende hier zum Austausch angeregt werden sollen. Eine Art Premium-Status kann man übrigens ab 6.000 Coins erlangen – oder als Abkürzung, indem man selbst anfängt, für Juice Plus+ Produkte zu vertreiben. Letzteres im höchst umstrittenen Direktvermarktungs-Modell, das auch Multi-Level-Markting (MLM) oder Pyramid-Scheme genannt wird. Hier kommen wissenschaftliche Studien zu dem Schluss, dass über 99 Prozent der Netzwerkmitglieder von MLMs – also praktisch alle – trotz der verlockenden Versprechungen, Geld verlieren statt welches zu verdienen.

Zusammen durchhalten: Die NOW!-Community

Säule 4, die Gemeinschaft, ist ein Prinzip, das bei Abnehm-Konzepten beliebt ist. Eines der bekanntesten Programme ist wohl das ursprünglich aus den USA stammende Weight Watchers. Auch hier geht es darum, Anschluss in einer Gruppe zu finden, wo alle ein gemeinsames Ziel haben: Abnehmen. Regelmäßige Treffen, wie Weight Watchers dafür anbietet, gibt es bei NOW! allerdings nicht. Dafür gibt es aber eine Online-Community, also eine Art Chat, wo Teilnehmende Beiträge mit Anderen teilen können. Hier kann sich über Rezepte, Alltagsroutinen oder Motivations-Tipps ausgetauscht werden. Wer noch einen extra Schub benötigt und/oder Fragen zum Programm hat, findet hier Gleichgesinnte, die gerne helfen.

Viele Menschen, die in einem großen Raum gemeinsam Sport machen.
So sieht es bei einem NOW!-Live-Event aus. Die NOW!-Communtiy trifft sich für gemeinsame Workouts und den Austausch zu Durchhaltevermögen und Motivation. © IMTEST

Zudem finden ab und zu auch sogenannte “NOW! Live Events” statt, bei denen Detlef Soost und Kate Hall anwesend sind, um weiter zu motivieren. Anfang Juni war IMTEST bei einem solchen Event in Berlin dabei und hatte die Möglichkeit, das Promi-Ehepaar zu interviewen. Den vollständigen Artikel dazu lesen Sie hier.


Das NOW!-Programm im Test: Die Vorteile

Der erste, ganz klare Vorteil: Wer diszipliniert bei der Sache bleibt, kann mit dem NOW!-Programm tatsächlich Pfunde verlieren. Für die Testerin bedeutete das nach 16 Wochen einen Abnehm-Erfolg von knapp 10 Kilogramm sowie ein fitteres Gefühl, da sie sowohl mit den Fitness-Videos als auch mit den Shake-Mahlzeiten gut zurecht kam. Beeindruckte Kommentare über die Disziplin von Familie, Arbeitskolleginnen und -Kollegen waren zudem ein netter Bonus.

Ein dreigeteiltes Bild, auf dem die gleiche Frau in ähnlichem Outfit von der Seite zu sehen ist.
Die Testerin des NOW!-Programms zu Beginn des Selbstversuchs (links), zur Halbzeit nach 8 Wochen (Mitte) und zum Abschluss nach 16 Wochen (rechts).
Ein dreigeteiltes Bild, auf dem die gleiche Frau in ähnlichem Outfit von hinten zu sehen ist.
Kleine Unterschiede sind schon zur Halbzeit zu sehen…
Ein dreigeteiltes Bild, auf dem die gleiche Frau in ähnlichem Outfit von vorne zu sehen ist.
…größere dann zum Finale.

Zum Teil wurde die Reduzierung des Essverhaltens auf eine Mahlzeit und zwei Shakes pro Tag sogar als Erleichterung empfunden. Selbst im stressigen Büro-Alltag fand sich beispielsweise immer die Zeit, schnell einen Shake zuzubereiten und zu trinken. Die einfache Zubereitung war hier ein eindeutiges Plus.

Das Belohnungssystem sowie der Abwechslungsreichtum der Workout-Videos förderten im Test zudem merklich die Motivation. Positiv fiel außerdem auf, dass sich das Programm zumindest auf den ersten Blick nicht ausschließlich auf die Gewichtsreduktion konzentriert. Stattdessen sollen auch neue Alltagsroutinen sowie Ruhepausen gefördert werden.

Ein ganz neues Feature ist darüber hinaus die Möglichkeit, Fragen an einen Chat-Bot stellen zu können. Hierbei lässt sich zwischen dem Profil von Detlef Soost oder Kate Hall wählen. Bei Unsicherheiten zum Regelwerk des NOW!-Programms oder auch zur Inspiration kann eine Unterhaltung mit der künstlichen Intelligenz hilfreich sein. So kann man sich beispielsweise Rezepte vorschlagen und eine dazu passende Einkaufsliste erstellen lassen.

Die Nachteile des NOW!-Programms

Videos mit und ohne Anleitung

Die Qualität der Videos beziehungsweise der Anleitungen innerhalb der Workouts variieren im NOW!-Programm stark. Es hat den Anschein, als wären hier eine Menge, bereits bestehender Video-Serien gesammelt worden, die nun in einem wilden Mix für die unterschiedlichen Tage vorgesehen sind. Während einige Videos dabei sehr anfängerfreundlich sind und mit vielen Erklärungen, Alternativen für schwere Übungen, Nachsicht und einem eindeutigen Timer für die einzelnen Übungen arbeiten, fehlen diese Aspekte in anderen Workouts komplett.

In einigen Trainings wirken Detlef und Kate eher wie übermotivierte Sport-Lehrer, die einen zu Höchstleistungen pushen wollen. Vorwissen zu Fitness-Übungen erleichtern es hier merklich, den Videos zu folgen. Wer Mühe hat, überhaupt mitzuhalten, wird beim schnellen Wechsel und teilweise wenig Instruktionen, hingegen mehr Frustration als Erfolg erleben. Außerdem ist man zum Teil darauf angewiesen, mit den Augen am Bildschirm zu kleben und auf die Hinweise sowie die eingebundene Musik zu achten. Sonst kann man leicht einmal einen der Übungswechsel oder eine geplante Atem-Pause verpassen.

Shakes für 7,5 Wochen

Ein weiterer Nachteil ist die geringe Geschmacksauswahl der Juice Plus+ Shakes. Immerhin ist das Programm auf 16 Wochen ausgelegt, sodass zwei Geschmäcker schnell eintönig werden können. Hier empfiehlt es sich fürs Durchhalten, mit Gewürzen und/oder Aromen zu experimentieren.
Wichtig zu bedenken ist zudem: Ein Mini-Paket, wie es IMTEST für den Test vorlag, reicht nach den Vorgaben des Programms nur für 7,5 Wochen, also knapp die Hälfte der angestrebten Laufzeit. Wer bis dahin das eigene Ziel Abnehm-Ziel noch nicht erreicht hat oder weiterhin Mahlzeiten mit Shakes ersetzen möchte – etwa um das neue Gewicht einfacher halten zu können – muss also mindestens einmal nachbestellen. Oder direkt ein größeres NOW! Paket auswählen.

Außerdem sollte einem klar sein, dass man sich während der Diät-Phase in einer Kalorien-Unterversorgung befindet. Logisch – sonst würde man wohl nicht abnehmen können. Im Test bedeutete das aber beispielsweise auch, dass die Testerin sogar im Hochsommer ständig fror. Die mehrlagigen Kleidungsschichten führten im Büro mindestens zu Verwunderung.

Verkaufs-Strategie von Juice Plus+

Wie bei eigentlich jedem Diät-Programm oder Selbst-Optimierungs-Produkt ist die vorrangige Vermarktungs-Strategie, dass hier Nutzende auf dem Weg zu ihrem persönlichen Ziel unterstützt werden sollen. Gleichzeitig will die Firma, die dahinter steht, aber auch Geld machen. Daher geht es beim NOW!-Programm in vielen Punkten darum, die Juice Plus+ Produkte zu vermarkten.

Mal erzählt Detlef Soost, wie lecker die Shakes sind und dass man diese auch unabhängig von einem Abnehm-Wunsch als Leckerei zwischendurch trinken könne. Außerdem gibt es viele Videos und sogar ein Feld zum täglichen Abhaken für die Nahrungsergänzungs-Kapseln, die Juice Plus+ vertreibt. Diese sind laut Detlef und Kate quasi der einzige Weg, sich gesund zu ernähren. Weil praktisch niemand den Verzehr-Empfehlungen zur täglichen Obst- und Gemüse-Menge nachkommen könne, sei es unbedingt nötig, Vitamine und Mineralstoffe per Kapsel zu sich zu nehmen. Das Komplettpaket aus Gemüse-, Obst-, Beeren- und Omega+ Auslese mit je zwei Mal 120 Kapseln kostet im Webshop immerhin 500 Euro. Die Verzehr-Empfehlung darunter spricht von zwei Kapseln pro Tag pro Sorte. Damit reicht das 500-Euro-Paket also für vier Monate. Aufs Jahr gerechnet fallen dementsprechend Kosten von insgesamt 1.500 Euro an, möchte man dieser Empfehlung folgen.

Ein teurer Spaß – vor allem, wenn man bedenkt, dass etwa die Verbraucherzentrale keinen großen Mehrwert erkennt. Die Juice Plus+ Kapseln enthielten vorwiegend die Vitamine A, C und E, die der Großteil der Menschen in Deutschland ohnehin in ausreichender Menge aufnehme. Nur das enthaltene Folat und eventuell die Omega-Kapseln sind demnach sinnvoll, aber in den meisten Drogerie-Märkten deutlich günstiger zu haben. Eine Blutanalyse der Testerin ergab nach Abschluss der 16-Wochen-Testphase ohne Kapseln übrigens keine relevanten Mängel. Nur der Vitamin-B12-Spiegel war etwas niedrig, wogegen es ebenfalls in der Drogerie oder in der Apotheke Tabletten gibt.

Außerdem war zu Beginn der Testphase die Let’s-Dance-Teilnahme von Detlef Soost aktuell. Auch hierfür wurde das Netzwerk des NOW!-Programms genutzt, um Teilnehmende dazu aufzufordern, für Detlefs Weiterkommen in der RTL-Show (kostenpflichtig) anzurufen. So schien es oft gefühlt weniger um den eigenen Weg als um den Erfolg von Detlef Soost und Juice Plus+ zu gehen.

16 Wochen geschafft – und jetzt?

Das wohl größte Problem für alle, die sich vom NOW!-Programm einen schnellen, aber langfristigen Abnehm-Erfolg versprechen: Es gibt keine Exit-Strategie. Wer sich lediglich auf der NOW!-Plattform bewegt, erhält in Woche 16 ein Video, indem Detlef Soost einem zur erfolgreichen Teilnahme am Programm gratuliert. Er betont, Juice Plus+ würde einen auch in Zukunft nicht allein lassen – womit wohl gemeint ist, dass man gern weiterhin die Produkte kaufen darf. Am Ende verabschiedet er sich von den Nutzenden mit dem Satz: “Und vielleicht sehen wir uns ja auch irgendwann einmal wieder.”

Im Interview mit Detlef Soost fragte IMTEST daher explizit nach, wie sich die Betreibenden den weiteren Weg ihrer Schützlinge vorstellen. Die Antwort war simpel, die Nutzenden könnten das Programm doch einfach von vorn beginnen. Wer also einen weiteren Bestell-Code besitzt, weil er beispielsweise während des 16-Wochen-Programms Shakes nachbestellt hat, kann mit diesem das Sport-Programm fortführen. Für die Ernährung ist die Empfehlung, nur während der Abnehm-Phase zwei Shakes pro Tag mit einem Cheat Day pro Woche zu trinken. Ist das Gewichts-Ziel erreicht, solle man hingegen auf einen Shake pro Tag heruntergehen, um das Gewicht länger zu halten. Ein hochrangiger Juice Plus+ Manager erklärte IMTEST, er mache das bereits seit sieben Jahren so. Offenbar ist das also die langfristige Aussicht für alle Teilnehmenden: Juice Plus+ Shakes sollen einen, am besten für immer, begleiten.

Von der Illusion, die möglicherweise viele haben, das NOW!-Programm für 16 Wochen durchzuhalten und danach wieder “normal” zu essen, sollte man sich also verabschieden. Zwar übt man innerhalb der Diät-Phase neue Verhaltensweisen, etwa ein tägliches, kurzes Sportprogramm oder weniger Süßigkeiten und Snacks zwischendurch. Dennoch scheint die Wahrscheinlichkeit für den gefürchteten Jojo-Effekt hoch, wenn man die NOW!-Shakes nicht dauerhaft ins eigene Leben integrieren möchte.



Fazit

Das NOW!-Programm kombiniert zwei wesentliche Bestandteile eines Abnehm-Programms, das erfolgsversprechend ist: Kalorien-reduziertes Essen und Sport. Der Testerin war es mit dieser Kombination in 16 Wochen möglich, 10 Kilogramm abzunehmen und sich insgesamt fitter zu fühlen. Das erforderte allerdings auch viel Disziplin. Die vergleichsweise lockeren Regeln und die meist kurzen Workout-Videos halfen dabei, das Programm bis zum Ende durchzuhalten. Zum Teil halfen im Test auch die motivierenden Wochenaufgaben zur Selbstreflektion sowie die täglichen Aufgaben zum Abhaken und Coins-Sammeln.

Problematisch sieht IMTEST hingegen die fehlende Exit-Strategie des Programms sowie die ständige Vermarktung der vergleichsweise hochpreisigen Juice Plus+ Produkte. Außerdem sollte man sich vor Beginn des Programms fragen, ob das eigene Ziel wirklich realistisch ist. Eine Abnahme von 0,5 bis 1 Kilogramm pro Woche ist vermutlich für viele möglich – wer deutlich mehr abnehmen will, ist hier hingegen nicht an der richtigen Stelle. Auch Personen, die in der Vergangenheit bereits mit einer Essstörung zu tun hatten oder gefährdet sind, sollten von diesem und ähnlichen Programmen lieber Abstand nehmen.


Autorinnen-Foto von Dr. Lotta Kinitz in Farbe.

Dr.-Ing. Lotta Theresa Florianne Kinitz – Spitzname Dr. Lotta – schloss 2016 ihren Bachelor of Science an der HAW Hamburg ab. Anschließend absolvierte sie in Bonn den Master in Lebensmitteltechnologie und promovierte im Fachbereich für Haushaltstechnik. Ihre Doktorarbeit
schrieb sie über mögliche Verbesserungen der Norm zur Prüfung von Geschirrspülmaschinen, um diese relevanter für Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.
Bei IMTEST ist sie seit 2022 ebenfalls vor allem dafür zuständig, dass unsere Produkttests wissenschaftlich, aber auch nachvollziehbar und relevant ablaufen. Dabei testet sie selbst mit Vorliebe alles, was im Haushaltsbereich zu finden ist: Von Küchenmaschinen, über Saugroboter
und andere ‚smarte‘ Home-Geräte bis hin zu Waschtrocknern, Backöfen und Kaffeevollautomaten kommt bei ihr alles unters kritische Prüferinnen-Auge. Um stets auf dem Laufenden über Neuerungen zu bleiben, ist sie zudem Mitglied des Fachausschusses für Haushaltstechnik in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft.
Ihre Ausbildung sowie ihre derzeitige, nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftrage für Haushaltstechnik und Physik an der HAW Hamburg geben ihr zudem die Grundlage für die Position der IMTEST-Expertin für Energiethemen, wie Balkonkraftwerke und mobile Powerstations.