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Amazfit Helio Ring im Test: Tracking rund um die Uhr

Amazfit ist vor allem für seine Smartwatches bekannt. Jetzt hat der Hersteller auch einen Smart Ring im Angebot, den Helio. IMTEST hat den unter die Lupe genommen.

© IMTEST

Amazfit ist bislang vor allem für seine Smartwatches bekannt. Jetzt hat der Hersteller auch einen Smart Ring mit dem Namen Helio im Sortiment (UVP: 299,90 Euro), der ab sofort auch in Deutschland verfügbar ist. Smart Rings wollen die gleichen Funktionen bieten wie Smartwatches und dazu dezent am Finger getragen werden. IMTEST hat den Ring genau unter die Lupe genommen und herausgefunden, ob er Marktführer Oura Konkurrenz machen kann.



Produktdetails

  • Preis: 299,90 Euro
  • Gewicht: 3,75 bis 3,82 Gramm
  • Ring-Größen: aktuell 10 und 12 (laut Hersteller geplant: 7, 8, 9, 11, 13)
  • Farbe: Titan
  • Garantie: 2 Jahre

Smart Rings: Das sind die Testkriterien

Im Praxistest bei IMTEST werden der Tragekomfort und die Verarbeitung von Smart Rings gründlich unter die Lupe genommen. Entscheidend für die Bewertung ist daneben, welche Aktivitäts- und Gesundheitsdaten die Ringe aufzeichnen können und wie akkurat sie dabei sind. Auch die Akkulaufzeit wird bewertet: Wie lange hält ein Ring durch, der den ganzen Tag Daten sammelt?

Anders als Smartwatches oder Fitnesstracker können Smart Rings ihre ermittelten Werte nicht selbst anzeigen. Um die Daten und deren Auswertung einzusehen, benötigt man stets die zugehörige App auf dem Smartphone. Daher testet IMTEST auch die App: Wie leicht ist diese zu bedienen? Inwieweit wertet sie die gemessenen Daten aus? Wird im Ernstfall ein Notruf abgesetzt? Zu guter Letzt analysiert IMTEST, ob für das Funktionieren der App eine kostenpflichtige Mitgliedschaft nötig ist und ob der Hersteller ein Größenprobier-Set anbietet.

IMTEST hat den Smart Ring von Amazfit auf Herz und Nieren getestet. © IMTEST

Helio: So trägt sich der Ring

Wie etwa der Ultrahuman Ring Air überzeugt auch der Helio Ring mit einem sehr geringen Gewicht. Mit nur 3,75 bis 3,82 Gramm – je nach gewählter Ring-Größe – ist der Ring noch leichter als der Heritage von Oura. Mit einer Breite von acht Millimetern und einer Dicke von 2,6 Millimetern ist das Modell zudem im Vergleich zu anderen Smart Rings wie dem von Pearl ziemlich schlank. Darüber hinaus ist es sehr wertig verarbeitet und enthält keine scharfen Kanten, die den Tragekomfort senken und beispielsweise beim Händetrocknen in die Hand schneiden können. Am Finger ist der Smart Ring deshalb kaum zu spüren.

Damit Gesundheits- und Fitness-Daten möglichst akkurat erfasst werden können, sollten Smart Rings am Zeigefinger getragen werden. Das ist für viele Menschen zunächst gewöhnungsbedürftig. Außerdem sollte man die Ringe auch nachts tragen, damit die Geräte den Schlaf tracken und dauerhaft Werte aufzeichnen können. Wichtig ist darüber hinaus, dass die Sensoren der Ringe auf der Handinnenfläche des Fingers anliegen, wo die Haut am dünnsten ist. Damit man stets weiß, ob der Ring richtig sitzt, hat der Helio außen eine kleine Markierung, die an der der Handinnenfläche sitzen muss. Bei anderen Ringen gibt es so eine Hilfestellung oft nicht.

Der Smart Ring lässt sich angenehm tragen. Ein Strich zeigt zudem an, wie der Ring richtig sitzt. © IMTEST

Um sich bei der Bestellung sicher zu sein, welche Größe man benötigt, bieten viele Hersteller ein kostenloses Größenprobier-Set an. Bei Amazfit ist dies jedoch nicht der Fall. Zudem gibt es den Helio Ring bislang nur in den Größen 10 bis 12, die für kleinere Hände zu groß sein dürften. Geplant sind laut Hersteller jedoch auch weitere Ring-Größen.

Gesundheitswerte im Blick

Eine wichtige Funktion von Smart Rings ist das Aufzeichnen von Gesundheitswerten der Nutzer. Mit einem Blick auf die zugehörige App kann man dann sehen, wie sich beispielsweise die Herzfrequenz im Laufe des Tages verändert hat. Der Amazfit-Ring bietet den Nutzern hier recht viele messbare Werte. So ermittelt er die Herzfrequenz, die Herzfrequenzvariabilität, die Blutsauerstoffsättigung und auch die Körpertemperatur.

Die Puls-Messgenauigkeit hat sich dabei im Test als hoch erwiesen. Eine Abweichung von zwei Schlägen gegenüber dem selbst-gemessenen Wert hat IMTEST im Labor herausgefunden. Außerdem kann der Ring den Schlaf und die Atmung überwachen sowie das Stresslevel bestimmen. Im Gegensatz zu einigen Smartwatches und Fitnesstrackern kann der Helio allerdings nicht den Blutdruck messen oder einen EKG durchführen.

Mit der grünen LED misst der Smart Ring die Herzfrequenz. © IMTEST

Diese Werte werden beim Sport erfasst

Für die Sportarten Gehen, Jogging, Laufband-Laufen und Radfahren kann man in der zugehörigen Zepp-App von Amazfit einen Sport-Modus starten. Verglichen mit Fitnesstrackern und Smartwatches ist das eine eher kleine Auswahl, hier sind 50 verschiedene Sport-Modi nicht unüblich. Wird der Trainings-Modus beendet, lassen sich in der App unter anderem der Verlauf der Herzfrequenz während des Trainings, die Bewegungsintensität, die durchschnittliche Trittfrequenz und die Bewegungsdauer einsehen.

Zudem kann man sich bei Outdoor-Aktivitäten die absolvierte Route mithilfe des GPS-Signals des Smartphones anzeigen lassen. Abgesehen von den Trainings-Modi werden bei Amazfit über den Tag hinweg auch weitere Aktivitätsdaten festgehalten. So werden fortlaufend die verbrannten Kalorien, die Schritte, die Herzfrequenz und die zurückgelegte Distanz getrackt.



Amazfit: Das kann die App

Damit die ermittelten Werte bestmöglich genutzt werden können, bereitet die App die Daten in verschiedenen Interpretationen auf. So gibt die App einen Bereitschaftsscore aus, der anhand verschiedener Faktoren berechnet, wie gut die Ring-Träger erholt sind. Außerdem wird ein Aktivitätsscore und ein Schlafscore ermittelt. Auf der Startseite der App sind die wichtigen Werte untereinander aufgelistet. Mit einem Klick kann man hier jeweils mehr erfahren. Daneben gibt es einen Reiter für Training und einen für Schlaf, in dem die Nächte detailliert ausgewertet werden.

Insgesamt lässt sich die Zepp-App recht einfach bedienen. Alle Inhalte sind auf Deutsch verfügbar. Zum Teil ist die App jedoch etwas unübersichtlich aufgebaut, da man gelegentlich auf verschiedenen Wegen zu der gleichen App-Ansicht gelingt oder Inhalte nicht einfach wiederfindet. Obwohl die App eine Vielzahl an Informationen liefert, wäre eine einfachere Gestaltung wünschenswert.

Unter dem Reiter “Schlaf” (rechts) lassen sich in der App detaillierte Angaben zur letzten Nacht einsehen. © Zepp

Zur Motivation der Nutzer gibt es bei Amazfit Rekorde, Smileys (etwa für den Bereitschaftsscore), Push-Benachrichtigungen und einstellbare Ziele für die Schrittanzahl, das Gewicht, die Kalorien oder den Schlaf. Positiv ist darüber hinaus, dass die Zepp-App mit allen Einblicken grundsätzlich kostenlos ist. Um allerdings auf Trainingsmaterial oder Audio- und Videodateien zugreifen zu können, müssen kostenpflichtige Abos abgeschlossen werden.

Schade ist darüber hinaus, dass sich die App im Fall eines Sturzes des Ring-Nutzers nicht mit der SOS-Funktion des Telefons verbinden kann, um im Notfall einen Notruf abzusetzen. Einsehbar ist in der App dagegen der Akku-Stand des Rings. Im Praxistest bei IMTEST hat der Akku des Amazfit Helio Rings dabei vier Tage durchgehalten, was nur ein befriedigendes Ergebnis ist. Andere Ringe wie der Oura Heritage halten hier deutlich länger durch.

Nach dem Training (rechts) kann man unter anderem den Verlauf der Herzfrequenz während des Trainings einsehen. © Zepp

Fazit

Der Smart Ring Amazfit Helio lässt sich angenehm tragen und ist sehr wertig verarbeitet. Er erfasst viele Gesundheitsdaten und ist akkurat in der Aufzeichnung der Herzfrequenz. Zudem werden viele Aktivitätsdaten getrackt. Die Aufbereitung der umfangreichen Daten in der App könnte jedoch etwas übersichtlicher gestaltet sein. Außerdem ist die Akkulaufzeit mit vier Tagen eher kurz. Etwas bedauerlich ist zudem, dass der Hersteller kein Größenprobier-Set anbietet, eine Notruf-Funktion nicht vorgesehen ist und Trainingsmaterialen in der App hinter einer Bezahlschranke liegen. An den Heritage von Oura kommt der Ring von Amazfit daher nicht ganz ran. Insgesamt bewertet IMTEST den Helio Ring dennoch mit “gut”.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,4

Sandra Fischer

Nach dem Bachelor-Studium in „Medienwissenschaften“ hat Sandra Fischer ihren Master in „Mass media e politica“ (dt. „Massenmedien und Politik“) an der Università di Bologna in Italien absolviert. Neben Italienisch und Englisch spricht sie aufgrund mehrerer Langzeitaufenthalte in Alicante auch Spanisch fließend. Für ein Praktikum bei der Dokumentarfilm-Produktionsfirma „Folke Rydén Production“ ist Sandra im Anschluss an ihr Studium nach Schweden gezogen, bevor sie – zurück in Deutschland – in Hamburg als Projektmanagerin bei Statista angefangen hat. Anschließend ist sie zur FUNKE Mediengruppe gewechselt, wo Sandra zunächst ein Volontariat bei der Zeitschrift „Bild der Frau“ absolviert hat. Als Redakteurin bei IMTEST beschäftigt sie sich nun hauptsächlich mit Küchengeräten und Fitnessgadgets.