Kalten Kaffee stellen die meisten entweder in die Mikrowelle oder kippen ihn direkt in den Ausguss. Spezieller “Cold Brew”-Kaffee ist aber ein großer Trend, bei dem das Getränk extra kalt zubereitet wird. Dazu wird Kaffeepulver mit kaltem Wasser aufgegossen und – je nach Rezept – für zwei bis 24 Stunden ziehen gelassen. Diese Methode der Kalt-Extraktion soll zu einem ganz anderen Geschmack des Kaffees führen und ihn beispielsweise weniger bitter machen. Da die Zubereitung aber auch viel Geduld erfordert, gibt es von De’Longhi spezielle Kaffeevollautomaten, die die Methode ebenfalls beherrschen. Wie gut das funktioniert und was der “Eletta Explore Cold Brew” noch zu bieten hat, hat IMTEST getestet.
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Der Eletta Explore Cold Brew im Test: Wie funktioniert der Vollautomat?
Der De’Longhi-Kaffeevollautomat wartet mit einer vergleichsweise sehr großen Auswahl an Kaffeegetränken auf, die mit nur einem Knopfdruck auszuwählen sind. Dafür gibt es ein farbiges Touch-Display, das die insgesamt 17 verschiedenen Getränke als Bilder darstellt. Zudem gibt es beispielsweise beim Espresso die Möglichkeit, zwischen einfacher oder doppelter Menge auszuwählen, und Getränke ohne Kaffee zuzubereiten. Dazu gehören etwa heißes Wasser für Tee oder warme Milch. Über ein Plus-Symbol kann man außerdem Menge und Stärke fürs jeweilige Getränk anpassen.
Wählt man ein Kaffeegetränk aus, mahlt der Vollautomat zunächst die eingefüllten Bohnen und gibt anschließend den verzehrfertigen Kaffee aus. Wer stattdessen lieber Kaffeepulver benutzen möchte, findet dafür auch eine Klappe auf der Oberseite. Laut Bedienungsanleitung und Icons an der Innenseite des Deckels darf hier allerdings nur löffelweise Pulver hinzugegeben werden, damit der Automat nicht verstopft. Ein Kaffeelöffel und ein Reinigungswerkzeug sind deshalb im Lieferumfang enthalten.
Beide Fächer sind lichtgeschützt und der Kaffeebohnen-Behälter ist zudem dank einer Gummi-Lippe auch als luftdicht einzustufen. Das soll beides dazu beitragen, dass das Aroma der Bohnen so lang wie möglich erhalten bleibt.
Die vorgelagerte Tassenablage, die sich auch erwärmt, sehen Expertinnen und Experten hingegen eher kritisch. Der Vorwurf ist, dass die Wärme sich auch auf die Kaffeebohnen überträgt und diese dadurch an Aroma verlieren. Für Personen, die Ihre Kaffeetasse gern vorwärmen, ist die Ablage aber praktisch.
Diverse Kaffeegetränke können auch mit Milch zubereitet werden, etwa Latte Macchiato oder Cappuccino. Dafür kann die Heißwasser-Ausgabe ganz einfach mit einem Milchbehälter getauscht werden. Für Kalt- und Heißgetränke gibt es beim Eletta Explore Cold Brew nämlich einzelne Milchbereiter. Zudem finden sich auf dem Deckel der Milchtanks Einstellungsmöglichkeiten für die gewünschte Schaummenge. In der Bedienungsanleitung finden sich Empfehlungen dazu, welche Einstellung für welches Getränk passt.
Cold-Brew-Kaffee von De’Longhi
Abgesehen von der Möglichkeit, heiße Kaffeegetränke zusammen mit Eiswürfeln zuzubereiten, bietet der De’Longhi-Kaffeevollautomat auch fünf Varianten an, die tatsächlich kalt extrahiert werden. Zu Beginn fordert einen das Gerät dafür auf, eine bestimmte Anzahl an Eiswürfeln in das Glas oder den Becher zu geben. Dafür ist im Lieferumfang ein Eiswürfel-Behälter aus Silikon enthalten, der allerdings selbst befüllt und rechtzeitig im Voraus im Eisfach platziert werden muss. Im Test ließen sich die fertigen Eiswürfel sehr einfach aus dem Behälter herauslösen.
Anschließend startete der Eletta Explore Cold Brew im Test mit dem Mahlen des Kaffees und der Kalt-Extraktion. Diese dauerte im Vergleich zum Brühen eines heißen Kaffeegetränks tatsächlich deutlich länger. Während ein einfacher Espresso mit den hinterlegten Standard-Einstellungen in 42 Sekunden fertig war, dauerte die Zubereitung des Cold Brew insgesamt knappe 3,5 Minuten. Auch die Temperatur unterschied sich, wie erwartet, sehr stark. Je nach Einstellung der Brühtemperatur im Hauptmenü des De’Longhi-Kaffeevollautomaten, wurden beim Espresso kurz nach Ende des Brühvorgangs zwischen 66,5 °C (Einstellung “niedrig”) und 70,5 °C (Einstellung “hoch”) gemessen. Beim Cold Brew lag die Temperatur hingegen schon nach wenigen Sekunden im Eiswürfel gefüllten Becher bei nur 12 °C.
So viel Geduld, wie beim klassischen, händischen Verfahren braucht es mit dem De’Longhi-Kaffeevollautomaten also nicht. Das dürfte nicht nur Nutzende freuen, sondern auch den Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure Deutschlands e.V. (BVLK). Dieser äußert auf seiner Webseite nämlich Bedenken hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit von Cold-Brew-Kaffeegetränken. Da diese nicht heiß aufgegossen werden, bestünde hier generell eine erhöhte Gefahr für Belastungen mit Krankheitserregern – insbesondere, wenn die Extraktion bei Raumtemperatur und für mehr als zwei Stunden durchgeführt werde. Darüber brauchen sich De’Longhi-Nutzende demnach also keine Sorgen zu machen.
Kaffee aus dem De’Longhi-Vollautomaten im Geschmacks-Test
Von mehreren Verkosterinnen wurden im Test sowohl der klassische, heiße Espresso als auch der Cold-Brew-Kaffee beurteilt. Dafür wurde der De’Longhi-Kaffeevollautomat in den Standard-Einstellungen und mit Kaffeebohnen der Edeka-Eigenmarke betrieben. Die Maschine hat zwar nur einen bedingten, aber dennoch einen Einfluss auf das Geschmackserlebnis des fertigen Kaffees.
Espresso mit Crema
Der leichte Schaum, der sich nach dem Brühen auf dem Espresso bildet, wurde als erstes bewertet. Im Test wurde die sogenannte Crema zwar als hübsch, wenn auch leicht marmoriert, aber nicht als sehr standfest beurteilt. Nach wenigen Augenblicken und Schlucken aus der Tasse, war der Großteil der Crema bereits verschwunden oder hatte sich am Rand gesammelt. Der Geschmack des Espresso wurde hingegen von der Mehrheit der Testerinnen als intensiv und mit vollem Körper beschrieben. Die Säure und die Bitterkeit waren eher schwach, sodass dem Kaffee insgesamt ein gutes Aroma zugeschrieben wurde.
Cold Brew mit Eiswürfeln
Auch beim Cold Brew wurde im Test die Crema bewertet, die sich allerdings noch schneller auflöste, als beim Espresso. Vermutlich waren hier die Eiswürfel ein Grund dafür, dass die Crema nicht sehr standfest war. Der Geschmack des Kaltgetränks konnte die Verkosterinnen zudem überhaupt nicht überzeugen. Alle Testerinnen urteilten, dass der Kaffee viel zu wässrig schmeckte.
Die Reinigung im Test
Kaffeegetränke aus dem Vollautomaten genießen ist das eine, die anschließende Reinigung des Geräts hingegen eine ganz andere.
Das Milchsystem säubern
Insbesondere, wenn Getränke mit Milch zubereitet werden, kann sich schnell Schimmel bilden, wenn nicht sorgsam gepflegt wird. Der De’Longhi-Kaffeevollautomat führt deswegen bei jeder An- und Abschaltung einen automatischen Spülgang durch, sodass die Leitung mit heißem Wasser gereinigt werden. Zudem gibt es nach der Zubereitung eines Milchgetränks den Hinweis, die Milchgänge sofort durchspülen zu lassen. Dafür muss der Einstellhebel des Tanks lediglich auf “Clean” gedreht und der Behälter zuvor nicht einmal entleert werden, da der Automat nur das Rohrsystem im Deckel durchgespült. Das verringert den händischen Reinigungs-Aufwand enorm.
Reinigung in der Spülmaschine und manuell
Dennoch ist es ab und zu nötig, auch den beziehungsweise die Milchkanister im Ganzen zu reinigen. Der Kunststofftank kann dafür ganz einfach in die Spülmaschine gestellt werden, den enthaltenen Silikonschlauch muss man dafür aber manuell reinigen, was etwas fummelig ist. Die Entleerung der Abtropf-Schale und des Trester-Behälters ist hingegen vergleichsweise einfach zu erledigen.
Die Brühgruppe entfernen
In deutlich größeren Abständen sollte man zudem die Brühgruppe reinigen, die sich beim Eletta Explore Cold Brew hinter dem Wassertank befindet. In roter Farbe sind die beiden Druckpunkte gekennzeichnet, mit denen sich das Bauteil ganz einfach und ohne Werkzeug ausbauen lässt. Allerdings ist darauf zu achten, dass der Kaffeevollautomat für den Ausbau ausgeschaltet sein muss – zum einen aus Gründen der Sicherheit, zum anderen aber auch, weil sich die Brühgruppe sonst nicht entfernen lässt, wie sich im Test zeigte.
Kalkfrei Kaffeekochen
Wer seinen Kaffee darüber hinaus kalkfrei genießen möchte, bekommt zum De’Longhi-Vollautomaten nicht nur ein Starter-Set Entkalkungstabletten dazu, sondern auch einen Wasserfilter. Dieser lässt sich sehr einfach in den Wassertank einsetzen und ist für eine Nutzungsdauer von etwa 2 Monaten gedacht.
Steuerung per Smartphone
De’Longhi bietet für seine Kaffeevollautomaten auch eine App mit dem Namen “Coffee Link” an. Diese ist schön gestaltet und ließ sich im Test recht einfach mit dem Vollautomaten verbinden – sofern man ein Passwort-geschütztes WLAN zur Verfügung hat.
Rezeptideen für Neugierige
In der App gibt es verschiedene Bereiche, zum Beispiel Einstellungen zu Konto und Maschine, aber auch Rezeptvorschläge. Zusätzlich zu gewöhnlichem Espresso oder Cappuccino finden sich dort zum Beispiel Anleitungen für Kaffee- und Teegetränke mit Sirup, Likören, Kakao- oder Fruchtnote. In den Rezepten ist dann beschrieben, in welcher Reihenfolge die Zutaten in die Tasse oder das Glas gegeben werden sollen, und wann der Vollautomat welches Kaffeegetränk dazu beisteuern soll. Eine nette Idee ist zudem, dass es Abfragen zur eigenen Stimmung oder der favorisierten Jahreszeit gibt, die die vorgeschlagenen Rezepte filtern.
Kaffee von und für unterwegs?
Zur Steuerung des Eletta Explore Cold Brew ist die App ebenfalls ausgelegt – es ist allerdings in Frage zu stellen, wie sinnvoll diese Funktionen sind. Denn der erste Schritt ist nun einmal immer, ein Trinkgefäß unter den Auslauf zu stellen, und das muss schließlich händisch erfolgen. Auch kann man den Vollautomaten zwar mit der App anschalten, dann führt er aber als aller erstes einen Spülgang durch. Den Kaffee schon vom Bett aus zu kochen, wie es in Werbungen dieser Funktion oft angepriesen wird, ist damit nicht sehr sinnvoll – es sei denn, alles darf in der gleichen Tasse landen.
Wer seinen Kaffee also nicht von unterwegs zubereiten möchte, ihn dafür aber in einem To-Go-Becher mitnehmen will, erhält im Lieferumfang bereits einen hochwertig wirkenden Thermobecher. Damit dieser unter die Auslauföffnung passt, kann die Mitte des Bodens hochgeklappt werden. Der Vollautomat bietet zudem eine eigene Kategorie für To-Go-Getränke, bei denen die Bechergröße ausgewählt werden kann.
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Einstellungshilfe “Bean Adapt”
Eine weitere Funktion, bei der die App helfen soll, ist die sogenannte “Bean Adapt”-Anwendung. Hier hilft die App mit einer geführten Verkostung des gebrühten Kaffees mit anschließender Bewertung, die Einstellungen für den Brühprozess anzupassen. Zum perfekten Mahlgrad und der Brühtemperatur erhält man dadurch Empfehlungen, die auf die Bohne zugeschnitten sind. Das kann auch für mehrere Bohnen gleichzeitig gespeichert werden – im Vollautomat kann aber immer nur eine Bohnensorte zur selben Zeit verwendet werden.
Fazit
Der Eletta Explore Cold Brew von De’Longhi ist ein hochwertig wirkender Kaffeevollautomat, der nicht nur mit vielen Funktionen, sondern auch einer großen Auswahl an Kalt- und Heißgetränken aufwarten kann. Dank mitgelieferter Eiswürfel-Form können kalt-extrahierte Kaffeegetränke “on the rocks” genossen werden – der Geschmack ist allerdings laut Testurteil gewöhnungsbedürftig schwach. Der Espresso erhielt hingegen im Gesamturteil der Testerinnen je ein “gut” für den Geschmack und die Crema. Auch Milchgetränke gelangen im Test einwandfrei. Je nach gewählten Einstellungen war der Milchschaum Mal etwas grobporiger und lockerer, ein anderes Mal aber auch sehr feinporig und stabil. Die zugehörige App ist zudem hübsch gestaltet – allerdings eher für Rezeptvorschläge sowie Personalisierung von Nutzerprofilen und Lieblingsgetränken geeignet, als für die Fernsteuerung des Geräts.
Im De’Longhi-Webshop ist der Eletta Explore Cold Brew derzeit mit einem Preis von 1.199,90 Euro ausgezeichnet.
- PRO
- Sehr große Kaffeegetränk-Auswahl per OneTouch, auch für hohe Trinkgefäße und To-Go-Becher geeignet, einfache Bedienung.
- KONTRA
- Reinigung zum Teil etwas schwierig, App nur für Rezept-Inspirationen wirklich sinnvoll, größere Investition.
IMTEST Ergebnis:
gut 2,2