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Denttabs: Zahnputztabletten für Flug & Camping-Urlaub

Denttabs sollen Zahnpasta ersetzen. Doch wie gut sind die Zahnputztabletten wirklich?

© Denttabs / Greta Hoffman

Sie sind klein, leicht und lassen sich auch im Handgepäck verstauen. Zahnputztabletten bringen zahlreiche Vorteile mit. Weil sie keine Flüssigkeit sind und obendrein weniger wiegen, lassen sie sich beispielsweise leichter im Flugzeug transportieren. Auch bei Campern sind die Tabs beliebt. Im Gegensatz zu einer Tube lässt sich bei den kleinen Papiertütchen einfacher abschätzen, wie lang der Vorrat hält. Doch auch wenn Zahnputztabletten viele Vorteile mitbringen, sind sie für Erstnutzer häufig gewöhnungsbedürftig. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob sie in puncto Reinigung und Zahngesundheit mit herkömmlicher Zahnpasta mithalten können. Um das herauszufinden hat IMTEST die beliebten Denttabs der gleichnamigen Marke getestet.



Denttabs: Wichtigste Details im Überblick

  • Fluorid-Gehalt: 610 ppm
  • Herstellerangaben: – 58%
  • Anwendung: einfach
  • Verteilung: sehr gut

So funktionieren Zahnputztabletten

Keine Creme, dafür feste Tabletten. Um Zähne zu putzen müssen Nutzerinnen und Nutzer die Tabs in den Mund stecken und durchkauen, dabei nicht schlucken. Dann können sie anfangen zu putzen.

Am Anfang kann das krümelige Gefühl im Mund etwas gewöhnungsbedürftig sein. Auch schäumen Zahnputztabletten bei weitem nicht so, wie man es von Zahnpasta in der Regel gewohnt ist. Stattdessen bildet sich eine Brühe, mit der geputzt wird. Entscheidend für die Reinigungsleistung sind aber ohnehin eher Inhaltsstoffe und Putzverhalten sowie die Wahl der Zahnbürste, so Prof. Dr. Stefan Zimmer, Zahnmediziner an der Universität Witten/Herdecke. “Die Reinigungsleistung hängt von der Zahnpasta/Zahnputztablette, der Zahnbürste (elektrisch/manuell, Form des Bürstenkopfes, Härte der Borsten), der Zahnputzdauer, der Zahnputztechnik und vor allem von der Systematik (keine Zahnflächen `vergessen´) ab.”

Auch wenn der Fokus auf der Zahnputztechnik liegt, reiche eine rein manuelle Reinigung nicht aus, “weil die Zähne nie perfekt sauber werden”. Wichtig sei daher Fluorid.

Fluorid: Ja, nein, vielleicht?

Zahnpasta ohne Fluorid ist ein wiederkehrender Trend. Der Gedanke dahinter: Weniger Chemie, weniger Zusatzstoffe. Doch der Zahnmedizer warnt, Fluorid schützt vor Karies und ist entsprechend wichtig für die Zahngesundheit: “Die Hauptwirkung einer Zahnpasta in Bezug auf Kariesprävention ist von dem enthaltenen Fluorid abhängig”. Ein echter Ersatz konnte bislang wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Experten raten daher, nach wie vor zu Zahnpasta oder eben Zahnputztabletten mit Fluorid zu greifen.

IMTEST hat genau das gemacht. Auf der Verpackung der Denttabs steht vorn: “Mit Fluorid”. Die Liste der Inhaltsstoffe verspricht konkreter 1.350 bis 1.500 Parts per Million (ppm). Das allerdings konnte der Labortest nicht bestätigen. “In der vorliegenden Probe wurde 610 mg/kg (Milligramm pro Kilogramm) Fluorid nachgewiesen.” Damit wird zwar der gesetzliche Maximalwert von 0,15 Prozent Fluorid eingehalten. Der auf der Verpackung angegebene Wert wurde jedoch nicht bestätigt. Und auch die empfohlene Fluorid-Menge von 1.450 ppm wurde nicht erreicht.

Zahnmediziner Zimmer merkt zudem an: “eine übliche Zahnputztablette (wiegt) nur ein Fünftel bis ein Drittel der Zahnpasta, die üblicherweise bei Personen ab sechs Jahren zur Anwendung kommt (1 bis 1,5 Zentimeter). Da auch die insgesamt aufgenommene Fluoridmenge für die Wirksamkeit eine Rolle spielt, sollten also, um die gleiche Wirksamkeit wie bei einer guten Fluoridzahnpasta zu erreichen, drei bis fünf Tabletten pro Zahnputzvorgang verwendet werden. Diese Einschätzung beruht allerdings auf Analogieschlüssen. Klinische Studien zur kariespräventiven Wirksamkeit der Zahnputztabletten gibt es im Gegensatz zu den Zahnpasten nicht.”

Keine Keime, aber Limonen: Das sagen die Laborwerte

Neben dem Fluoridgehalt hat IMTEST die Denttabs auch auf Zusatzstoffe sowie mikrobiologische Auffälligkeiten wie Keime überprüft. Diese sind in Deutschland allerdings nur äußerst selten in Hygieneprodukten zu finden. Entsprechend erfolgte dieser Test mehr der Vollständigkeit halber – und erbrachte das erwartete Ergebnis: In der Probe waren weder Keime noch andere mikrobiologische Auffälligkeiten enthalten.

Anders sah es bei den Zusatzstoffen aus. Im Test konnten Limonen in kennzeichnungspflichtigen Mengen (21 ppm) nachgewiesen werden. Allerdings entsprach der Wert im Test den Grenzwerten in der Verpackungsangabe. Somit gab es immerhin einen Pluspunkt für die transparente Kennzeichnung.

Ein künstliches Gebiss in der Detailansicht
Für den Modelltest kam dieses künstliche Gebiss zum Einsatz. © IMTEST

Test am Gebiss-Modell: Reinigung in einer Minute

Neben den Inhaltsstoffen kommt es bei dem Zahnpasta-Ersatz von Denttabs primär auf die Reinigung und das Mundgefühl an. IMTEST hat beides getestet. Einmal an einem Modell, einmal in der Praxis. Beim Praxistest kam eine Redakteurin zum Einsatz. Für den Modellversuch musste ein künstliches Gebiss herhalten.

Von einem Löffel tropft dunkelbraune Salmiak-Lösung in ein Schälchen
Die Salmiak-Lösung ersetzt im Test die Plaque auf den Zähnen. © IMTEST

Als künstlichen Plaque-Ersatz löste IMTEST 95 Gramm Salmiak-Pastillen in 150 Millilitern heißen Wassers auf. Nach etwa einer Stunde ruhen und umrühren bildete sich eine einheitliche, dickflüssige Masse.

Ein künstliches Gebiss wird in dunkle Salmiak-Lösung gestippt.
Um die Lösung gleichmäßig zu verteilen, wird das Gebiss eingedippt. © IMTEST

IMTEST tauchte den Oberkiefer des künstliches Gebiss in die Lösung. Dann stand wieder Warten auf dem Programm. Es dauerte fast zwei Stunden bis die Masse auf den Zähnen getrocknet war.

Eine Zahnbürste stippt in zerbröselte, mit etwas Wasser versetzte Zahnputztabletten
Die Tabs werden zerstoßen und anschließend mit einigen Tropfen Wasser gemischt. Im Mund übernimmt diese Funktion der Speichel. © IMTEST

Für den Modelltest zerstieß IMTEST eine der Denttabs-Tabletten und mischte sie mit einigen Tropfen Wasser, bis sich eine kleine Menge Paste bildete. Diese wurde auf eine Zahnbürste aufgetragen und los ging es mit dem Probeputzen. Bereits nach wenigen Strichen bildeten sich erste Lücken im Kunst-Plaque. Nach weniger als einer Minute waren die getunkten Zähne beinah rein.

Grüne Zahnbürste putzt Belag von künstlichem Gebiss
Innerhalb einer Minute lässt sich die künstliche Plaque weitgehend entfernen. © IMTEST

Im Anschluss startete IMTEST den Gegenversuch. Der Test wurde eins zu eins wiederholt. Nur nutze die Testerin in diesem Fall Wasser zum Putzen anstelle der gelösten Zahnputztablette. Das Ergebnis war beinah dasselbe. Wieder wurden die getunkten Zähne in unter einer Minute sauber.

Härtetest über 96 Stunden

Um ganz sicher zu gehen, wurde das Experiment als Härtetest noch einmal durchgeführt. Diesmal wurden die Salmiak-Pastillen wie gehabt gelöst, dann aber 48 Stunden stehen gelassen, sodass die Masse eindicken konnte. Anschließend wurden die künstlichen Kiefer erneut getunkt und dann wiederum zwei Tage zum Aushärten stehen gelassen.

Ein dunkel verklebtes Kunstgebiss wird mit einer grünen Zahnbürste geputzt.
Im Härtetest wird das Gebiss in zwei Tage eingedickter Salmiak-Paste eingetaucht und vor dem Putzen noch einmal zwei Tage trocknen gelassen.
Ein Kunstgebiss mit Restlakrizte zwischen den Zähnen
Egal ob mit Tabs…
Ein Kunstgebiss mit Restlakrizte zwischen den Zähnen
…oder ohne: Zwei Tage eingetrocknetes Kunstplaque bekommen beide Varianten nichts ganz, aber weitgehend weg.

Diesmal war die Reinigungsleistung weder beim Test mit noch ohne Zahnputztabletten völlig überzeugend. Allerdings konnten erneut keine Unterschiede in der Reinigungsleistung fest. Damit passt das Ergebnis zu Zimmers Einschätzung es komme vor allem auf die Systematik beim Zähneputzen an.

Testerin: “Fast wie Zahnpasta”

Beim Praxistest konnte keine derart offensichtliche Verbesserung beobachtet werden – allerdings kam hier auch kein Extra-Plaque zum Einsatz. Viel mehr diente dieser Test dazu, Aspekte wie Krümeligkeit, Verteilung im Mundraum und Einfachheit der Anwendung in den Test einzubeziehen.

Aus Nutzersicht kann festgehalten werden: Die Denttabs verhalten sich im Vergleich zu anderen Zahnputztabletten absolut überdurchschnittlich. Sie schäumen – für Tabs – sehr stark und verteilen sich angenehm im Mundraum. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten entsteht hier zu keinem Zeitpunkt beim Putzen das Gefühl, nicht mehr als Spucke im Mund zu haben.

In einer Hand liegen sechs Zahnputztabletten
Auch wenn es äußerlich kaum Unterschiede gibt, im Vergleich zu anderen Zahnputztabletten schäumen die Denttabs sehr stark. © IMTEST

Die Schaummenge entspricht etwa der einer Reiskorn-großen Dosis Zahnpasta. Im Gegensatz zu der sehr kleinen Zahnpasta-Menge schäumt der Tab aber auch noch nach drei- bis fünfminütigem Putzen. Von der Krümeligkeit der zerkauten Tablette ist dabei nichts mehr zu spüren. Die Testerin kaute dazu fünfmal und mischte die Krumen anschließend mit Speichel. Unterm Strich bewertete sie die Erfahrung als sehr gut.

Fazit

Die Denttabs schneiden in der Praxisanwendung sehr gut ab. Jedoch konnte der angegebene Fluorid-Gehalt nicht nachgewiesen werden. Konkret verfehlte der Wert in der Probe die von Zahnmedizinern empfohlene Menge um fast 58 Prozent. In Kombination mit den geringeren, verwendeten Mengen verglichen mit dem üblichen Zahnpasta-Gebrauch, sind die Denttabs hinsichtlich der Kariesprävention nicht als gleichwertig zu einer guten Fluorid-Zahnpasta zu bewerten.

Sie können jedoch über einen kurzen Zeitraum, etwa im Camping-Urlaub oder für Flugreisen als Zahnpasta-Ersatz genutzt werden. Unter diesem Aspekt ist das Produkt als noch gut zu bewerten.

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Maja-Lina Lauer arbeitet seit Oktober 2022 als Volontärin für IMTEST. Zuvor studierte sie Sozial- und Kulturwissenschaften in Fulda mit Schwerpunkt interkulturelle Beziehungen. Vor ihrem Volontariat engagierte sie sich zudem ehrenamtlich in den Bereichen Bildungsarbeit und Naturschutz. Entsprechend liegen ihr Fairness und Nachhaltigkeit sehr am Herzen. Ob alternative Mobilität, Foodsharing-Apps oder langlebige Recyclingprodukte – sie kann sich für vieles begeistern, Hauptsache es ist sinnvoll, nachhaltig und erschwinglich.