Nach langer Pause arbeitet Ubisoft bereits seit einigen Jahren an einem neuen Die Siedler-Spiel, das erstmals für 2019 angekündigt wurde. Mit im Team ist der damalige Erfinder der Serie, der deutsche Entwickler Volker Wertich. Die Fans der ersten Stunden setzten also große Erwartungen in den neuen Titel. Doch nach ersten Presse-Events, bei denen Fachjournalisten das neue Siedler-Spiel ausprobieren durften, hagelte es Kritik. Zurecht? IMTEST hat sich das fast fertige Spiel angesehen.
Produktdetails
- 59,99 Euro
- Erscheinungsdatum 17.03.2022
- USK 12
Die Siedler (2022) mit Neuem und Altbekanntem
Jedes Siedler-Spiel hatte seine Geschichte. Auch das neue wird eine liefern, zurzeit ist die Kampagne aber noch nicht freigeschaltet. Fest steht aber schon, dass es drei spielbare Völker im Reboot von Die Siedler geben wird: die kunstliebenden und friedlichen Elari, das Seefahrer-Volk der Maru und die vom kalten Norden geprägten, in Klan-Strukturen lebenden Jorn. Jedes Volk hat eigene Vorteile, die es von den beiden anderen abhebt. Ob der Spieler alle innerhalb der Kampagne spielen kann, ist aber noch unklar.
Das Spielprinzip ist grob noch so wie früher. Als Chef des Stammes baut der Spieler möglichst zügig eine funktionierende Wirtschaft auf. Baumaterial in Form von Holz und Stein kommen zuerst, danach geht es auf die Suche nach Eisen, Kohle und Goldvorkommen, mit denen dann die fürs Spiel unverzichtbaren Soldaten ausgehoben werden können.
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Kampf mit Skirmish-Modus im Fokus
Denn im Skirmish-Modus (Spieler gegen Spieler oder KI), der bislang spielbar war, geht es nur darum, die Lagerhäuser des Gegners zu vernichten, um die Partie zu gewinnen. Und das ist ohne Militär nicht möglich. Zwar war auch früher schon der Kampf in Siedlerspielen ein fester Bestandteil, aber so im Fokus wie beim neuesten Spiel stand er lange nicht. Eine Skirmish-Partie erinnert stark an eine Runde „Age of Empires 4“, denn es gibt nur ein Ziel – die Vernichtung des Gegners. Wer also tatsächlich nach den Titeln der 90er Jahre nie wieder Die Siedler angerührt hat, wird sich mit der neuen Version möglicherweise nicht anfreunden können.
Schnelleres Spielen als früher
Denn was fehlt, ist neben der niedlichen Optik der knuddeligen Figuren auch eine gewisse Gemütlichkeit, die beim Spielen dazu gehörte, weil sich viele Projekte nicht so schnell umsetzen ließen. So war es damals nötig, Türme zu bauen, um die eigenen Grenzen zu erweitern. Heute schickt der Spieler Spezialisten los, die das in großem Tempo erledigen. Obwohl Die Siedler nie ein rundenbasiertes Spiel war, tritt mit der neuen Ausgabe die „Echtzeit“ deutlich mehr in den Vordergrund als früher. Und der Aufbauteil wird mehr Mittel zum Zweck als eigentlicher Spielinhalt. Der Wuselfaktor ist dafür noch vorhanden, denn im Skirmish beginnt der Spieler mit recht viel Bevölkerung, die so lange untätig herumsteht, bis es für sie etwas zu tun gibt.
Die komplexen Lieferketten der alten Siedler-Spiele wurden zugunsten der Geschwindigkeit ebenfalls eingedampft. So gibt es zwar noch einige wenige Nahrungsketten wie Getreide, Mehl und Brot. Jedoch verbraucht die Bevölkerung Brot, Fleisch oder Fisch nicht. Die Lebensmittel dienen beim Reboot von Die Siedler als Booster für Schmiede oder andere Gebäude. Der Teil, bei dem sich ein Stammes-Chef um die Bedürfnisse seiner Bevölkerung kümmern musste, ist zumindest für dieses Spiel Geschichte. Und reduziert den Inhalt so ein weiteres Mal auf militärische Aktionen.
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Strategie-Schwergewicht Die Siedler?
Und ob das neue Die Siedler das ehemals komplexe Wirtschaftssystem in Sachen Spielspaß toppen können, bleibt abzuwarten. Bislang sieht es mit den wenigen Einheiten und ein paar zusätzlich erforschbaren Vorteilen nicht nach einem anspruchsvollen Echtzeit-Strategiespiel aus, zumal die KI des Computers nicht gerade überzeugend agiert. Aber das kann in der fertigen Version ja noch anders werden.
Allerdings sind die überschaubaren Einheiten-Variation, die das Spiel bietet, nicht gerade ein Hoffnungszeichen für strategische Tiefe. Bogenschützen, Schwertkämpfer und Axtritter, dazu eine Heiler-Einheit und ein Belagerungstrupp – mehr gibt die Vorab-Version von Die Siedler nicht her. Daher dürfte entscheidender sein, wie schnell der Spieler eine große Armee ausheben und wie gut er sie durch Forschung noch verstärken kann.
Genug Gebäude für verschiedene Wege, eine starke Armee schnell aufzustellen, bietet das Spiel durchaus, gebraucht werden die momentan aber noch nicht. Gut möglich, dass die perfekte Nutzung der Gesamtwirtschaft im Spiel vor allem in der Kampagne ein wichtiges Thema sein wird und der Spieler dort den Umgang mit den verschiedenen Möglichkeiten lernt. Allerdings ist momentan auch noch nicht abzuschätzen, ob die Entwickler die Kampagne als Herzstück des Spiels sehen oder doch den Skirmish-Modus. Die kommenden Wochen werden darüber sicherlich Auskunft geben.
Warum nicht mehr Aufbau?
Seit die ersten spielbaren Versionen an die Presse gingen, wird darüber spekuliert, warum Ubisoft Die Siedler zu einem bislang wenig innovativ wirkenden Age of Empires-Abklatsch umgebaut hat. Als ein Grund wird oft genannt, dass Ubisoft mit der „Anno“-Reihe bereits eine gut laufende Aufbauspiel-Serie aus Deutschland hat, deren bislang letzter Teil „Anno 1800“ der erfolgreichste überhaupt ist. Es ist gut möglich, dass Ubisoft daher keinen besonderen Wert auf eine zweite Spielreihe legte, die ebenfalls ihren Schwerpunkt im Aufbau komplexer Produktionsketten sieht. Denn in einem weltweiten Markt dürfte eine solche Reihe schwerer zu verkaufen sein. Aber natürlich bleibt es Spekulation, dass Ubisoft hier den Entwicklern einen klaren Kurs vorgegeben hat.
Denn die Siedler-Reihe war auch früher schon nicht frei von teilweise gravierenden Änderungen im Spielprinzip. Somit ist der jetzige Schwenk auf Echtzeit-Strategie-Kampf zwar eine deutliche, aber keinesfalls die erste Veränderung im virtuellen Leben der Siedler. Momentan erinnert das neue Spiel am ehesten an den fünften Teil „Die Siedler – das Erbe der Könige“ – und der gehört nicht unbedingt zu den Fan-Lieblingen.
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Die Siedler: Erster Eindruck des Reboots
Momentan ist die neue Version von Die Siedler noch nicht sonderlich beeindruckend. Grafisch in Ordnung, aber längst nicht mehr so putzig wie zu den Anfängen der Reihe, fällt viel vom eigentlich typischen Aufbau-Part weg. Komplexe Lieferketten gibt es nicht mehr, dafür ist das neue Spiel im bisher gezeigten Skirmish-Modus vor allem auf schnellen Bau einer Siedlung und einer Armee ausgelegt. Noch ist es aber zu früh für Fans, das neue Spiel als wenig spannenden Age of Empires-Klon abzuschreiben, denn die Kampagne wurde bislang noch nicht gezeigt. Und frühere Spiele der Reihe konnten damit den Großteil des Spielspaßes erzeugen, für den die Reihe einmal stand. Solange der noch nicht bekannt ist, dürfen alte Siedler-Fans also noch hoffen, dass das erste Spiel nach langer Pause doch noch mit alten Qualitäten überzeugen kann.