2014 sorgte das kroatische Studio Croteam, eigentlich bekannt für die stumpfe Shooter-Serie Serious Sam, für eine faustdicke Überraschung. Das Rätselspiel The Talos Principle begeisterte – zunächst auf PC, bald auch auf Konsole – mit klugen Mechaniken, sah richtig schick aus und überraschte mit einer spannenden Geschichte voller philosophischer Denkanstöße. Der lang ersehnte Nachfolger befindet sich derzeit auf der Entwicklungs-Zielgeraden und wird noch dieses Jahr erscheinen.
IMTEST traf die Macher des Spiels auf der Gamescom und bekam komplett neue Spielszenen aus dem Abenteuer zu sehen. Die Redaktion ist sich sicher, die Zeichen stehen auf Hit: Alle drei Kern-Kompetenzen von Teil 1 (Rätsel, Grafik, Story) wurden stark verbessert. The Talos Principle 2 hat das Zeug zum Überflieger!
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Die augenscheinlichste Verbesserung betrifft die Grafik: Schon der erste Teil sah toll aus und überzeugte mit einem klaren Stil. The Talos Principle 2 ist aber eine ganz andere Hausnummer – man merkt deutlich, dass durch die Verwendung der Unreal Engine 5 auch Teams mit nur 30 oder 40 Mitarbeitern in neue Grafik-Dimensionen vorstoßen können. Die Texturen der Androiden, die feinen Bodenbeläge oder die erhabenen Gebäude-Strukturen, die überall in der seltsamen Sci-Fi-Kulisse aus dem Boden sprießen, wirken wie aus dem Ei gepellt.
Als Besucher dieser atmosphärisch aufgeladenen Welt kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Schon bei einer Art Monorail-Fahrt auf das mysteriöse Eiland ist man als Spieler fasziniert vom Ausblick auf die üppige Natur und die pompöse Architektur. Im Zentrum dieses modernen Atlantis thront eine gigantische Pyramide, zu der man sich im Spiel Stück für Stück Zutritt verschaffen wird.
Rätsel, um die Ecke gedacht
Wie in Teil 1 sind die Denkaufgaben nicht organisch in die Welt integriert, wie z. B. in einem Zelda-Tempel, sondern existieren dort als explizite Rätselkammern. Irgendwo wartet, meist hinter verschlossenen Türen oder Laser-Barrieren, ein Lichtfunke, den es zu erbeuten gilt. Um dorthin zu gelangen, wollen Lichtstrahlen auf Umwegen in die richtigen Öffnungen geleitet werden – grob vereinfacht ausgedrückt. Zu diesem Zweck stellt man als Spieler sogenannte Konnektoren auf, das kann man sich wie einen Diamant auf einem Stativ vorstellen. Mithilfe dieser Gerät lassen sich die Lichtstrahlen um Ecken herumleiten – wenn der direkte Weg mal wieder durch Mauern & Co. verdeckt ist.
Schon im ersten The Talos Principle mussten Spieler ihre grauen Zellen hart strapazieren: Es gab jenseits der Laserstrahlen auch Kisten, Ventilatoren, Sprung-Panele und sogar eine Apparatur, um die eigenen Handlungen aufzuzeichnen und anschließend abzuspielen. Damit ließen sich komplexe Rätsel binnen Sekunden meistern – wenn man nur die richtige Eingebung hatte. Teil 2 setzt an mehreren Stellen einen drauf: Neuerdings gibt es drei verschiedene Farben von Lasern, ein Gerät, dass alle Elektronik in einem bestimmten Radius deaktiviert, und sogar ein Portal, das es ermöglicht an bestimmten Wänden Löcher zu erzeugen. Durchklettern ist hier zwar nicht möglich, dafür aber das Greifen von Werkzeugen durchs Portal oder das Durchleiten von Lichtstrahlen. Dazu gesellt sich die Möglichkeit, die Schwerkraft zu manipulieren, und auch die Interaktion mit einem Klon von sich selbst wird möglich sein.
The Talos Principle 2: Noch schwerer als Teil 1?
Bei all diesen Kopfnüssen fragen sich Spieler zurecht, ob die Entwickler nicht zu viel verlangen. Schon der Erstling konnte mit seinen über 100 Rätselkammern auf Dauer etwas ermüdend und anstrengend werden. Auf Nachfrage gaben die Entwickler IMTEST Entwarnung: Zwar soll The Talos Principle 2 mindestens so lang werden wie der erste Teil, doch wird die Schwierigkeitskurve eine andere. Sie wird an der einen oder anderen Stelle steiler – man gelangt also schon nach 2,3 Stunden an echt knifflige Aufgaben. Doch zum Start eines neuen Gebietes gibt es dann wieder leichtere Aufgabe, so soll übermäßige Anstrengung vermieden werden.
Außerdem müssen nicht mehr zwingend alle, sondern nur 10 von 12 Aufgabe in einem Areal zwingend geschafft werden, damit die Story weitergeht. Schließlich haben die Macher in der Umgebung abseits der Rätselräume noch leuchtend rote Splitter versteckt. Die kann man benutzen, um ein zu schweres Rätsel komplett zu überspringen und trotzdem an die Beute zu gelangen. Anschließend verbleibt der rote Splitter an der Stelle, wo die eigentliche Belohnung war. Kehrt man später zurück und löst das Rätsel doch noch, bekommt man den Splitter als Lohn und kann ihn erneut einsetzen.
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Ein Spiel, das zum Nachdenken anregt
The Talos Principle 2 spielt storytechnisch rund 1.000 Jahre nach Teil 1. Ging es beim letzten Mal vor allem um die Frage, was es bedeutet ein Mensch zu sein, stellt sich der Nachfolger breiter auf. Vordergründig dreht sich die Handlung um die Utopie einer auf 1.000 Individuen beschränkten Roboter-Gesellschaft, deren Weltbild durch die Ankunft des gottgleichen Prometheus aus den Angeln gehoben wird. In zweiter Ebene touchiert das Spiel nicht nur Themen wie künstliches Leben und KI, sondern hinterfragt die Rolle des Individuums in einer Gesellschaft und die des Menschen in der ihn umgebenden Natur.
Wer sich darauf und auf die kniffligen Rätselkammern einlässt, der bekommt noch vor Weihnachten 2023 das vielleicht beste Denkspiel seit Portal 2 serviert. The Talos Principle 2 erscheint für PC, PS5 und Xbox Series X|S.
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