Nutzerdaten zu erheben und zu analysieren, ist per se kein Verbrechen. Ganz im Gegenteil kann es sogar ausgesprochen nützlich sein. Seitenbetreiber aller Art interessiert es schließlich brennend, was auf ihren Sites geschieht. Zum Beispiel, wie gut bestimmte Marketingmaßnahmen wirken, wie viele Besucher die Seite anschauen, wie lange sie drauf verweilen und an welchen Stellen Probleme auftreten. Solche Daten kommen beiden Seiten zugute: Der Seitenbetreiber sorgt für die Optimierung, der Besucher freut sich über bessere Bedienung und Inhalte. Es kommt allerdings entscheidend darauf an, für welche Analyse-Werkzeuge (Tracker) sich Webseitenbetreiber entscheiden.
Fingerprinting: Wenn Seitenbetreiber Besucher persönlich identifizieren
Die Grundlage des Trackings ist die genaue Identifizierung von Benutzern. Bedeutet: Sie werden bei jedem Besuch einer Internetseite erkannt und identifiziert, selbst, wenn Sie sich nicht anmelden. Die gängige Lösung dafür ist das Speichern von Web-Cookies. Obendrein stehen Webseitenbetreibern weitere Analyse-Werkzeuge (Tracker) zur Auswahl. Moderne Tracker leisten dabei viel mehr, als nur Conversion Rates und Besucherzahlen zu erfassen. Dienste wie hotjar, clicktale, m-pathy, etracker und mouseflow zeichnen auf Wunsch jede Mausbewegung und jeden Klick detailliert auf. Das Ergebnis ist wie ein Video des Verhaltens jeden einzelnen Nutzers samt Mausspuren, Klicks, Scroll-Vorgängen und Formularinteraktionen.
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Immer mehr Browser blockieren Cookies
Da der Einsatz von Drittanbieter-Cookies aber als fragwürdig gilt, da sie die Privatsphäre der Nutzer verletzen, gehen immer mehr Browser gegen diese Praxis vor. So blockieren Firefox und Safari schon seit Jahren solche Cookies und auch in Chrome könnte es bald so weit sein. Da dadurch das Cookie-basierte Tracking immer schwieriger wird, suchen Datensammler nach neuen Möglichkeiten. Dazu gehört Fingerprinting. Die Idee dahinter ist, Informationen über den Browser und das dahinterstehende Geräte zum Zweck der Identifizierung zu sammeln. Zu diesen Attributen zählen beispielsweise Browsertyp und -version, Betriebssystem, Sprache, Zeitzone, aktive Plugins, installierte Schriftarten, Bildschirmauflösung, Prozessor, Arbeitsspeicher und individuelle Einstellungen. Alle diese Merkmale werden zu einer langen, einzigartigen Zeichenkette verkettet, die dann Ihren persönlichen Browser- Fingerabdruck darstellt.
Erkennung durch Browser-Fingerabdrücke
Sie fragen sich nun sicher, wie einzigartig diese Browser-Fingerabdrücke sind. Tatsächlich sind sie nahezu immer einzigartig. Studien haben gezeigt, dass nur einer von rund drei Millionen Browsern den gleichen Fingerabdruck aufweist, die Chancen einer Verwechslung sind also verschwindend gering. Bedeutet: Durch Browser-Fingerabdrücke sind Datensammler selbst ohne Cookies in der Lage Benutzer ganz oder zumindest teilweise zu identifizieren. Darüber hinaus machen sie es möglich, diverse Informationen über Sie zu sammeln, aufzeichnen und auszuwerten, umso um ein genaues Bild Ihres Surfverhaltens zu zeichnen. Wenn es Sie interessiert, können Sie die Einzigartigkeit Ihres Browser-Fingerabdrucks auf dieser Seite testen: Einfach aufrufen und kurz warten.
So finden Sie heraus, welche Seiten auf Fingerprinting setzen
Die Browser-Erweiterung FPMON prüft Internetseiten, ob sie Fingerprinting-Techniken einsetzen und welche Informationen sie dazu abrufen. Wenn Sie das Plugin installieren, erhalten Sie eine Benachrichtigung, sobald eine Internetseite Informationen über den Benutzer beim Browser anfordert. Die Erweiterung unterteilt dabei die Informationen in zwei Kategorien: sensibel und aggressiv. „Sensibel“ bezeichnet Informationen, die von Internetseiten aus berechtigter Absicht anfordern, beispielsweise die gewünschte Sprache und die Zeitzone, in der sich der Nutzer aufhält. „Aggressive“ Infos werden dagegen in der Regel allein angefordert, um einen Browser-Fingerabdruck zu generieren. Dazu zählen etwa die Größe des Arbeitsspeichers, welcher Prozessor zum Einsatz kommt und welche Erweiterungen der Browser nutzt.
Wie Sie Browser-Fingerprinting verhindern können
Wenn Sie sich Sorgen um Ihre persönlichen Daten machen und Browser-Fingerabdrücke verhindern möchten, gibt es schlechte Nachrichten. Komplett verhindern lässt es sich nicht, sofern Sie das Internet weiter nutzen möchten. Allerdings gibt es Möglichkeiten, den Fingerabdruck Ihres Browsers zu verwischen. Am effektivsten ist, mehrere Maßnahmen gleichzeitig einzusetzen.
- Surfen Sie mit Firefox: Firefox verfügt über die Funktion „Verbesserter Schutz vor Aktivitätenverfolgung“, die eine Reihe von Merkmalen blockiert, die zum Fingerprinting benötigt werden. Die Technik kommt verstärkt zum Einsatz, wenn Sie in den „Einstellungen“ von Firefox die Datenschutzeinstellungen von „Standard“ auf „Streng“ setzen.
- Nutzen Sie so wenige Plugins wie möglich: Browser-Erweiterungen und Plugins sind oft praktisch. Aber sie machen es auch einfacher, Sie zu erkennen. Je mehr Plugins in Ihrem Browser stecken, desto eindeutiger ist Ihr Browser-Fingerabdruck. Aus diesem Grund sollten Sie Plugins, die Sie nicht unbedingt benötigen, umgehend löschen – deaktivieren bringt in diesem Fall nichts.
- Nutzen Sie den Privat-Modus Ihres Browsers: Die Verwendung des Inkognito-Modus Ihres Browsers macht Fingerprinting schwieriger. Denn es reduziert die Menge der Informationen, die Sie mit anderen teilen.
- Verwenden Sie ein VPN: Ein virtuelles privates Netzwerk erhöht Ihre Online-Sicherheit, Ihre Sicherheit und Ihre Privatsphäre. Da es Ihre Daten über einen Server eines Drittanbieters leitet, verschleiert es zudem Ihre IP-Adresse und Ihren Standort. Auf diese Weise sieht es so aus, als ob Sie von einem anderen Ort aus surfen würden. Allerdings verhindert VPNs nicht, dass Internetseiten HTTP-Header auslesen, um Browser-Fingerabdrücke anzufertigen.
- Antivirenschutz einsetzen: Ein gutes Antivirenprogramm schützt Ihren Computer nicht nur vor Schädlingen und anderen Angriffen, es kann Ihnen auch dabei helfen, Ihren Browser-Fingerabdruck zu verwischen. Denn gute Schutzprogramme verhindern beispielsweise Angriffe, die gezielt auf Browser-Fingerprinting setzt, um beispielsweise gezielt virenverseuchte Werbung auf Internetseiten einzublenden.