Früher war alles besser – zumindest für Raubkopierer. In Tauschbörsen gab es aktuelle Filme, Musik, Programme und Spiele ohne Ende. Doch vor Jahren bereiteten Ermittler dem munteren Treiben ein Ende, sowohl den Betreibern als auch den Nutzern solcher zwielichtigen Seiten ging es an den Kragen. Entsprechend sahen sich die Nutzer nach anderen Gelegenheiten um. Fündig wurden viele im sogenannten Darknet, einem Netz von Untergrundseiten, die normalen Internetsurfern verborgen bleiben. Das Darknet verspricht absolute Anonymität, risikolosen Zugang zu illegalen Downloads und noch viel mehr. Doch der Besuch der dunklen Zone ist gefährlich.
Darknet: Der böse Bruder des Internet
Das Darknet, auch unter der Bezeichnung Deep Web bekannt, bezeichnet generell einen Sammelbegriff für diverse anonyme Netzwerke. Im Unterschied zum herkömmlichen Internet existieren keine zentralen Server für den Datenabruf. Stattdessen handelt es sich um den Zusammenschluss tausender Privat-PCs, die untereinander verschlüsselt Daten hin- und herschicken. Dabei kann jeder der vernetzten Computer Daten laden, zur Verfügung stellen sowie weiterleiten.
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Zugang zum Darknet kein Problem
Nicht nur bei der Organisation, sondern auch bei den Zugangsmöglichkeiten gibt es Unterschiede zum herkömmlichen Internet. Rein kommt man aber fast genauso einfach. Dazu gilt es lediglich einen speziellen Browser namens Tor zu installieren, der sich vollkommen legal herunterladen lässt. Dieser chiffriert den Datenstrom, stellt die Verbindung zum Untergrundnetzwerk her und sorgt dafür, dass der Nutzer anonym bleibt. Besondere Einstellungen sind dazu nicht nötig. Er kann standardmäßig nicht nur gewöhnliche Internetseiten aufrufen, sondern auch die die Seiten des Darknets ansteuern. Dabei gibt es eine Reihe von Besonderheiten.
- Keine Suchmaschinen: Die Chancen, diese geheimen Netzwerke oder spezifische Inhalte mit den üblichen Methoden zu finden, sind gleich Null. Denn die Seiten im Darknet sind nicht bei den gängigen Suchmaschinen gelistet. Stattdessen weisen große Link-Sammlungen aus einschlägig bekannten Quellen zum Ziel.
- Langsam: Zur Wahrung der Anonymität werden Datenpakete verschlüsselt über mehrere Computer umgeleitet. Das erschwert auf der einen Seite die Verfolgung, auf der anderen Seite dauert die Datenübertragung deutlich länger.
- Keine ständige Erreichbarkeit: Nur wenige Seiten sind im Darknet durchgehend verfügbar. Denn schaltet ein Darknet-Nutzer seinen Computer aus, verschwinden auch die Seiten, die darauf gespeichert sind.
Wie Nutzer zu Tätern werden
Ist das Darknet also ein Paradies für illegale Downloads ohne schlechtes Gewissen? Definitiv nicht. Auf der einen Seite stellt das Darknet für Oppositionelle in totalitären Staaten häufig die einzige Chance dar, ihre Meinung zu äußern sowie Verbindungen zu Gleichgesinnten zu knüpfen, ohne Angst vor Zensur oder Verfolgung haben zu müssen. Laut Tor-Projekt waren anonymisierende Darknets nicht nur einmal ein Zufluchtsort für Dissidenten in Ländern wie Afghanistan, Saudi-Arabien und Syrien, in denen freie Meinungsäußerung verboten ist. Wer tiefer ins Darknet eintaucht, wird zum Beispiel eine Menge Dienste rund um Secure Messaging und Bibliotheken prall gefüllt mit politischer Literatur finden.
Doch die Anonymität des Darknets zieht auch Verbrecher an, die Fieseres im Sinn haben, als nur Musik und Filme zu tauschen. Aus diesem Grund tummeln sich hier auch Drogendealer, Waffenhändler, Hacker, die erbeutete Kreditkartendaten verticken wollen sowie Pädophile, die hemmungslos Material tauschen. Genau hier liegt das große Problem: Wer im Darknet unterwegs ist, macht sich womöglich selbst unwissentlich zum Komplizen. Denn die dunklen Machenschaften laufen eben über alle mit dem Darknet verbundenen Computer. Und das könnte dann auch Ihrer sein. Unterm Strich ist der Besuch im Darknet also nicht nur gefährlich, sondern auch überflüssig. Schließlich finden Sie auch im herkömmlichen Internet alle Dienste und Tools, die Sie sich vorstellen können. Und zum Einkaufen gehen Sie sicher auch nicht zu einem Hehler, oder?