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Balkonkraftwerk von Yuma im Test: Alle Vor- und Nachteile

Im großen Vergleichstest von 10 Modellen konnte sich das Yuma-Balkonkraftwerk im Frühjahr 2024 durchsetzen. Warum, verrät der Test.

Das fertig aufgebaute Yuma-Balkonkraftwerk auf einer Dachterrasse.
© IMTEST

Ein Balkonkraftwerk, auch Mini-PV-Anlage genannt, bietet eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, erneuerbare Energie direkt auf dem eigenen Balkon zu erzeugen. Auch dank Unterstützungsmaßnahmen durch die Politik, wie beispielsweise Förderungen durch Bund, Länder und Kommunen, verbreiten sich die kleinen Kraftwerke immer mehr. IMTEST hat sich daher mehrere Modelle verschiedener Hersteller in einem Vergleichstest angeschaut. Dabei ging im Mai 2024 das Balcony (870+) Bifazial von Yuma als Testsieger hervor. Warum das so ist, erklärt IMTEST im folgenden Artikel.

Produktdetails

  • Pro Panel: 1,7 x 1,1 Meter
  • Pro Panel: 24,5 Kilogramm
  • Nennleistung pro Panel: 545 Watt
  • Preis zum Testzeitpunkt: 708,90 Euro


Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage, die klassischer Weise am Balkongitter aufgehängt wird. Es gibt aber auch andere Einsatz-Orte, wie Terrassen, Flachdächer oder Fassaden. Die kleinen Anlagen sind dafür gedacht, Solarstrom für den Eigenbedarf zu erzeugen, ohne den Aufwand einer großen Solaranlage auf dem Dach zu haben. Sie haben außerdem die Vorteile, dass sie ohne elektrisches Fachpersonal installiert werden dürfen, und auch zur Miete Wohnende sie nutzen können. Dafür erzeugen sie allerdings auch weniger Energie als die großen Anlagen. In Deutschland dürfen sie maximal 800 Watt ins Hausnetz einspeisen.

Der Aufbau: Von Einzelteilen zum fertigen Yuma-Balkonkraftwerk

Die Montage

Ein Balkonkraftwerk kommt in diversen Einzelteilen an. Aus diesen müssen die neuen Besitzenden eine Halterung für die Solarpanel errichten und mit der richtigen Verkabelung schließlich eine funktionierende Anlage bauen. Dafür ist essentiell, dass die Bedienungsanleitung leicht zu verstehen ist und die Teile gut zusammen passen.

Im Falle des Yuma Balcony (870+) Bifazial war ein großer Pluspunkt zudem, dass ein Großteil der Halterung bereits vormontiert war.

So musste nur noch eine Querstrebe angebracht werden, um den Anstell-Winkel des Solarpanels am Balkongitter festzulegen. Außerdem lag im Paket Montage-Material bei, um die Halterungen des Balkonkraftwerks am Gitter zu befestigen – wobei diese sich sowohl für eckige als auch runde Stäbe eignet.

Eine Person verschraubt zwei Teile der Yuma-Balkonkraftwerk-Halterung.
Die Querstrebe kann für unterschiedliche Winkel verwendet werden. Das ist praktisch, führt aber auch dazu, dass die Teile nicht ganz bündig zusammenpassen.
Die Halterung des Yuma-Balkonkraftwerks in der Seitenansicht an einem Balkongitter.
Die Fassung fürs Balkongeländer ist aufgrund der Aussparung zudem sowohl für eckige als auch runde Stäbe geeignet.

Sind beide Halterungen am Balkongeländer fixiert, muss nur noch das Solarpanel montiert werden. Das ist im Falle der Brüstung im Test vergleichsweise einfach, auf einem Balkon kann das allerdings eine Herausforderung sein. Insbesondere, wenn das 24,5-Kilogramm schwere Panel über das Balkongitter gehoben und dort befestigt werden soll. Dafür sind zum einen mehrere, helfende Hände sinnvoll. Zum anderen empfiehlt es sich in dem Szenario, zunächst die Dreiecks-Halterungen am Solarpanel anzubringen und dieses erst danach am Balkongitter zu montieren.

Die Halterung sowie das Yuma-Solarpanel nebeneinander an einer Balkonbrüstung.
Sind beide Halterungen montiert, kann das Solarpanel eingepasst werden.
Eine Hand mit Arbeits-Handschuh fixiert die Balkonkraftwerk-Solarpanel-Halterung.
Auch das funktioniert mit justierbaren Teilen – was praktisch, aber auch ein wenig fummelig ist.

Schwierigkeiten beim Aufbau

Kleinere Herausforderungen beobachtete IMTEST vor allem in der Verarbeitung der Alu- und Edelstahl-Teile. Diese waren zum Teil sehr scharfkantig, sodass sich Arbeitshandschuhe für den Aufbau empfehlen. Außerdem war es zum Teil nötig, die Schrauben, Unterlegscheiben und Gegenstücke exakt zu platzieren, damit sich alles festziehen ließ. Auch hier kann es helfen, das Justieren zu zweit zu erledigen, damit nichts auseinander rutscht.

Teile der Yuma-Halterung im Details.
Der Aufbau der Yuma-Halterung erforderte Arbeitshandschuhe und Geschick, denn die Teile waren teils scharfkantig und rutschten zudem leicht wieder auseinander. © IMTEST

Die Verkabelung

Ist das beziehungsweise sind die Solarpanels richtig montiert, erfolgt noch die Verkabelung des Balkonkraftwerks. Dafür müssen die Panels an den Wechselrichter angeschlossen werden. Das war im Test sehr einfach, da es sich um übliche MPPT-Steckverbindungen handelt. Diese besitzen für die unterschiedlichen Pole des Solarpanels einen Stecker oder eine Buchse, sodass die Zuordnung der Anschlüsse am Wechselrichter leicht fällt. Ist doch einmal etwas falsch zusammengesteckt, ist allerdings ein spezieller Werkzeugschlüssel nötig, um die Verbindung wieder zu lösen.

Der Wechselrichter wiederum wird mit dem beiliegenden Stromkabel verbunden, das per haushaltsüblichem Schuko-Stecker in eine Außensteckdose gesteckt werden kann. Hier ist es sinnvoll, schon vor dem Kauf auszumessen, wie lang dieses Kabel sein soll. Denn Yuma bietet im Webshop eine große Auswahl an Kabellängen, damit Kaufinteressierte keine extra Verlängerung benötigen.

Eine Person steckt einen Stecker in eine Außensteckdose.
Das Stromkabel kann dank Schuko-Stecker einfach in eine Außensteckdose gesteckt werden. Dann beginnt das Balkonkraftwerk sofort, Strom einzuspeisen. © IMTEST

Ist alles richtig verkabelt (was der Wechselrichter per grüner LED-Leuchte anzeigt), beginnt das Balkonkraftwerk mit der Energieproduktion. Im Falle des Yuma Balcony (870+) Bifazial sind die vorherigen Schritte jeweils doppelt auszuführen, da es sich um ein Balkonkraftwerk mit zwei Solarpanels handelt. Nur der Netzstecker bleibt in einfacher Ausführung.

Die Yuma-Panels haben mit je 545 Watt eine gute Maximalleistung im Verhältnis zum Gewicht und der Fläche. Dabei hilft auch, dass sie bifazial gebaut sind – also auch auf der Rückseite Solarzellen besitzen, die bei der Stromproduktion helfen.

Die Energie fließt: Überwachung des Yuma Balcony (870+) Bifazial per App

Yuma verwendet für das Balcony (870+) Bifazial den Hoymiles HMS-Wechselrichter (800 Watt). Dieser verfügt im Gegensatz zum Vorgänger über ein integriertes WLAN-Modul, sodass die Verbindung zur App keine weiteren Bauteile mehr benötigt. Prinzipiell wäre es auch möglich, das Balkonkraftwerk einfach so laufen zu lassen und den Nutzen über die Stromrechnung zu kontrollieren. Wer aber neugierig ist und zudem mehr über seine Anlage erfahren möchte, sollte sich die passende App installieren. Damit lässt sich nämlich beispielsweise die aktuelle Leistung der Solarpanels anzeigen.

Ein Screenshot der Yuma-App auf einem iPhone auf weißem Hintergrund.
Die Hoymiles-App zeigt sowohl die aktuelle Leistung als auch Verläufe der Produktion und des Ertrags an. © Yuma

Außerdem kann man anhand von Kurven oder Balkendiagrammen den Ertrag über die vergangenen Stunden, Tage, Wochen oder Monate analysieren. Darüber hinaus berechnet die App Durchschnittswerte und Umweltauswirkungen. Letztere sind die Reduktion des CO2-Ausstoßes durch die klimafreundliche Solarstrom-Produktion sowie das Äquivalent an Bäumen, die für die gleiche Menge notwendig wären.

Lohnt sich das Yuma Balcony (870+) Bifazial finanziell?

Grundsätzlich wird man mit dem Betrieb eines Balkonkraftwerks nicht reich. Aber man kann dennoch einen Teil der normalerweise anfallenden Stromkosten selbst erzeugen und dadurch sparen. Dazu eine Beispielrechnung:

In einem Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahres-Energiebedarf von durchschnittlichen 2.100 Kilowattstunden wird das Yuma-Balkonkraftwerk an einem Gitterbalkon mit südlicher Ausrichtung in einem Winkel von 90° installiert. In Deutschland ist in diesem Fall davon auszugehen, dass mit den beiden Yuma-Solarmodulen mit je 545 Watt Peakleistung ein jährlicher Ertrag von etwa 755 Kilowattstunden möglich ist. Ohne gesonderten Stromspeicher liegt der Nutzungsgrad des eigenen Solarstroms dann bei circa 48 Prozent. Das Balkonkraftwerk kann also rund 17 Prozent der jährlich genutzten Energie des Haushalts aufbringen. Mit dem derzeitigen Strompreis von 27 Cent pro Kilowattstunde spart man somit immerhin rund 90 Euro Energiekosten im Jahr.

Eine weitere gute Nachricht: Da das Yuma Balcony (870+) Bifazial selbst rund 710 Euro kostet, dauert es etwa 8 Jahre, bis sich die Anlage selbst finanziert. Der Garantiezeitraum für Produkt und Leistung der Solarpanels liegt bei Yuma allerdings bei 40 Jahren. Hier ist also nach der Amortisationszeit noch mit weiteren 33 Jahren Sparpotenzial zu rechnen. Gönnt man sich zudem noch einen Balkonkraftwerk-Speicher, erhöht sich sowohl der Nutzungsgrad des produzierten Solarstroms als auch die Sparsumme pro Jahr. Allerdings ist zu bedenken, dass ein Speicher natürlich selbst auch Anschaffungskosten mit sich bringt.

Wer seine eigene Situation einmal durchrechnen möchte, findet bei der HTW Berlin praktische, kostenlose Online-Rechner zum Thema.

Fazit

Der Balkonkraftwerk-Testsieger 05/2024 überzeugte im Test vor allem mit sehr guten Leistungsparametern und guter Ausstattung. Dank doppelseitig arbeitender Solarmodule bietet das Yuma Balcony (870+) Bifazial sowohl ein sehr gutes Verhältnis von Leistung zu Fläche als auch von Leistung zu Gewicht. Außerdem bietet der Hersteller mit 40 Jahren eine besonders lange Garantiezeit auf Produkt und Leistung. Der Aufbau der Balkonkraftwerk-Halterung war im Test zwar etwas mühselig, da die Schrauben im Schienensystem leicht verrutschten und wieder zurecht geschoben werden mussten. Zudem waren die Ecken der Aluminium-Leisten zum Teil sehr scharfkantig, sodass Arbeitshandschuhe eine dringende Empfehlung für den Umgang mit dem Yuma-Balkonkraftwerk sind. Dafür punktete die Halterung aber mit langlebigen Materialien, wie Edelstahl und Alu, sowie mit der Möglichkeit, sich an verschiedene Montagen anzupassen – Balkongitter, Hauswand oder freistehend im Garten.

Im Hersteller-Webshop gibt es das Yuma Balcony (870+) Bifazial derzeit zwar nicht mehr zu kaufen. Der Nachfolger mit neueren, noch leistungsfähigeren Solarpanels und fast gleichem Namen findet sich dort aber zu einem ähnlichen Preis.

  • PRO
    • Bifaziale (also beidseitig arbeitende), leistungsstarke Solarmodule mit sehr langer Garantie.
  • KONTRA
    • Montage im Test teils schwierig.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,1

Autorinnen-Foto von Dr. Lotta Kinitz in Farbe.

Dr.-Ing. Lotta Theresa Florianne Kinitz – Spitzname Dr. Lotta – schloss 2016 ihren Bachelor of Science an der HAW Hamburg ab. Anschließend absolvierte sie in Bonn den Master in Lebensmitteltechnologie und promovierte im Fachbereich für Haushaltstechnik. Ihre Doktorarbeit
schrieb sie über mögliche Verbesserungen der Norm zur Prüfung von Geschirrspülmaschinen, um diese relevanter für Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.
Bei IMTEST ist sie seit 2022 ebenfalls vor allem dafür zuständig, dass unsere Produkttests wissenschaftlich, aber auch nachvollziehbar und relevant ablaufen. Dabei testet sie selbst mit Vorliebe alles, was im Haushaltsbereich zu finden ist: Von Küchenmaschinen, über Saugroboter
und andere ‚smarte‘ Home-Geräte bis hin zu Waschtrocknern, Backöfen und Kaffeevollautomaten kommt bei ihr alles unters kritische Prüferinnen-Auge. Um stets auf dem Laufenden über Neuerungen zu bleiben, ist sie zudem Mitglied des Fachausschusses für Haushaltstechnik in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft.
Ihre Ausbildung sowie ihre derzeitige, nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftrage für Haushaltstechnik und Physik an der HAW Hamburg geben ihr zudem die Grundlage für die Position der IMTEST-Expertin für Energiethemen, wie Balkonkraftwerke und mobile Powerstations.