VanMoof hat in letzter Zeit weniger mit seinen E-Bikes, sondern eher mit seiner wirtschaftlichen Situation auf sich aufmerksam gemacht. Nun scheinen die Niederländer gerettet zu sein, allerdings ist ein Kauf der Räder momentan nicht möglich und auch nur wenige Werkstätten sind überhaupt für die Kunden da. Trotz der Insolvenz hat IMTEST das neueste VanMoof-Modell S4 im zertifizierten Labor von Qima am Stan dort Hamburg und im Alltag bei Praxisfahrten auf einem vorgegebenen Testparcours getestet.
Unter den Namen S4 und X4 sind seit Mai zwei brandneue E-Bikes auf den Markt, die preislich rund 1.150 Euro unter dem S5 liegen. Alles über die günstige VanMoof-Variante, die genau wie das S5 und das S3 mit einem Diamant-Rahmen gefertigt ist, lesen Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
- VanMoof S4 im Fahrtest
- Solide Fertigung
- VanMoof S4 mit bewährten Sicherheitsfeatures
- Motor, Akku und Bremsen: So macht sich das S4 im Labor
- VanMoof S4 & X4: Gleiche Technologie wie Vorgänger, aber vereinfacht
- Beliebte VanMoof-Features bleiben erhalten
- Die Unterschiede zu S3 und S5
- S4 und X4 zu attraktivem Preis
- Fazit
VanMoof S4 im Fahrtest
Das VanMoof S4 unterscheidet sich schon auf dem ersten Blick von seinen Vorgängern, die es nur in Schwarz und in hellblau gibt. IMTEST ist ein S4 in der Farbe Evergreen und Foam Green für den Test gefahren. Wie beim S3 und S5 bietet auch das S4 den unverwechselbaren geradlinige VanMoof-Rahmen und die etwas kleineren Rädern zum neuen Auftritt. 27,5 statt 28 Zoll sind die Reifen beim S4 groß – genau wie beim S3 und beim S5. Die Reifen sind 59 mm dick und sorgten bei der ausgedehnten Testfahrt im Hamburger Stadtgebiet für ein angenehmes Fahrgefühl – auch über Kopfsteinpflaster und unbefestigte Wege. Durch die hohe Sitzposition, den etwas harten Sattel und den leicht zum Fahrenden hin geschwungenen Lenker bleibt das VanMoof S4 genau wie S3 und S5 eine gute Wahl für kontrolliertes Cruisen in Stadt und Land per E-City-Bike.
VanMoof-typisch gibt es auch beim S4 am rechten Lenkergriff einen Turbo-Boost-Knopf für die Verstärkung der Tretunterstützung. Ein fester Druck darauf sorgt für einen sofortigen Schub an Beschleunigung. Beim Fahrtest sorgte das für einen hohen Fahrspaß.
Solide Fertigung
Die Höhe des Oberrohrs beim S4 ist etwas niedriger gestaltet als die des VanMoof S3 und des S5. Im Test gelang so das Auf- und Absteigen noch einfach. Auch das Handling des VanMoof konnte die Redakteure von IMTEST bei den Testfahrten in Hamburg durchaus überzeugen. Das durchweg verhältnismäßig hochwertig verarbeite und mit knapp 22 kg nicht zu schwere E-Bike liegt gut auf der Straße, bietet eine verlässliche Kurvenlage und fühlt sich auch abseits von Asphaltpisten recht wohl.
Allerdings merkt man dem Bike an, dass es – anders als das S5 – nur eine Zweigang-Automatiknarbe besitzt. Hat man nämlich die maximale Reisegeschwindigkeit von 25 km/h erreicht, tritt man schnell ein paar kleinere Löcher in die Luft. Hinzu kommt, dass der Gangwechsel eher abrupt als sanft verläuft und das S4 bei jedem kurzen “Rollen lassen” zurückschaltet, auch wenn man gerne im höheren Gang weiterfahren würde.
VanMoof S5: Der Test verrät, was das E-Bike wirklich leistet
Das Fahren macht Spaß, aber sind die Laborwerte auch erfreulich?
Produktdetails
- 250W Vorderradnabenmotor mit 59 Newtonmeter (Nm) Drehmomentleistung
- 21,6 kg
- Leistungsstarke 47V-Batterie mit einer Kapazität von 478 Wh mit einer Leistung für bis zu 150 Kilometer
- 2-Gang-Automatiknabe
- Vier Unterstützungsstufen für den E-Motor
- Optionale Telefonhalterung mit SP Connect
- 5V-USB-C-Buchse zum Laden von Handys
- Für Fahrerende mit einer Körpergröße von 170 – 210 cm
- 2.348
VanMoof S4 mit bewährten Sicherheitsfeatures
“Mühelos zu bedienen, unbrauchbar zum Stehlen”: Mit diesen Worten lobt VanMoof die Sicherheitsfeatures des S4. Gemeint sind damit die eingebauten Anti-Diebstahl-Funktionen. Dazu zählen Onboard-Alarm, GSM-Ortung und Fernverriegelungsmodus.
Am linken Griff des Bikes befindet sich der Klingelknopf und ein weiterer kreisrunder Schalter. Der für die Entsperrung des Bikes zuständig ist. Ist die Wegsfahrsperre per smartem “Kick Lock“ beim S4 aktiviert, lässt es sich darüber erst wieder nach der Eingabe eines Sicherheitscodes entsperren.
Motor, Akku und Bremsen: So macht sich das S4 im Labor
Im Auftrag von IMTEST hat das international agierenden Prüf- und Zertifizierungsunternehmen Qima verschiedene Prüfungen bezüglich Motorleistung, Akku und Bremsen übernommen.
Basierend auf dem genormten Reichweitentest R200 wurde das S4 auf einen einheitlichen Unterstützungsfaktor von 200 normiert und künstlich angetrieben. Mit einer simulierten Fahrerleistung von 70 Watt – das entspricht sehr moderatem Mittreten – und zusätzlich 140 Watt Unterstützung vom E-Motor heißt es “Treten”, bis der Akku leer ist. Dabei schaffte das Rad 51,8 Kilometer, ein sehr guter Wert für ein City-E-Bike und etwa sechs Kilometer mehr als das S5. Der Energieverbrauch des Akkus lag beim Test bei 9,2 Wattststunden pro Kilometer und war damit allerding etwas hoch.
Wie auch schon das S5, macht das S4 bei Bergfahrten allerdings nicht so eine gute Figur. Nur langsame 12,9 Stundenkilometer schaffte das Rad bei 6-prozentiger Steigung und brachte es auf einen geringen Unterstützungsfaktor von 1,9. Zum Vergleich: Der Preis-Leistungs-Sieger der City-E-Bikes 2023, das Lemmo One, schaffte bei gleichen Bedingungen 24,9 Stundenkilometer und lieferte einen Unterstützungsfaktor von 3,7.
Als City-E-Bike muss sich der Fahrer im Alltag auf dem S4 sicher fühlen. Denn im Stadtverkehr gibt es immer wieder Situationen, bei denen man schnell und abrupt abbremsen muss. Daher hat IMTEST das VanMoof auf den Bremsprüfstand von Qima geschickt, wo die Bremsprüfungen in Anlehnung an die Norm EN 15194 durchgeführt werden. Hier wird die Bremskraft bei trockenen und nassen Bedingungen, sowohl an der Vorderrad-, als auch an der Hinterradbremse ermittelt. IMTEST nimmt für die Bewertung die Ergebnisse der realitätsnahen Prüfungen mit 60 Newton.
Bei diesem Test lieferte das S4 insgesamt nur ausreichende Ergebnisse ab. Die beste Teilnote gab es immerhin für die Hinterbremse bei trockenen Bedingungen, aber insgesamt enttäuschte das Rad. Hier hat das S5 zum Vergleich mit befriedigenden Werten deutlich die Nase vorn.
City-E-Bikes: Die beliebtesten Modelle im Test
Fahrgefühl, Reichweite und Sicherheit – so gut sind City-E-Bikes.
VanMoof S4 & X4: Gleiche Technologie wie Vorgänger, aber vereinfacht
Was beim ersten Blick auf die beiden neuen E-Bikes auffällt: Sie kommen in vier knalligen Farben Evergreen, Sunbeam Yellow, Purple Fog und Foam Green. Von der Bauweise ähnelt das S4 sehr dem S3 beziehungsweise S5 und das X4 dem X3. Die Niederländer selbst betiteln die Modelle jeweils als “Das Beste VanMoof, genial vereinfacht”, denn sie sollen mit ihren Vorgängern zwar die technologischen Innovationen teilen, aber komplett überarbeitet sein.
“Eines der schwierigsten Dinge im Leben ist es, die Dinge einfacher zu gestalten. Mit dem VanMoof S4 & X4 haben wir die Kunst der Vereinfachung gemeistert, um unsere E-Bikes zugänglicher und zuverlässiger denn je zu machen.”
Taco Carlier, Mitbegründer von VanMoof
Beliebte VanMoof-Features bleiben erhalten
Die beiden neuen VanMoof E-Bikes sind ebenso wie alle anderen Modelle aus dem Haus als City-E-Bike konzipiert. Schnelle, häufige Fahrten durch die Stadt ist das, wobei sich die E-Bikes wohlfühlen. Ausgestattet sind das S4 und X4 jeweils mit einer automatischen 2-Gang-Schaltung (statt der automatischen 4-Gang-Schaltung wie beim S3) und integriertem Gen 4 Kick Lock, welches das Hinterrad mit einem Fußkick verriegelt. Bei einem Diebstahl soll ein Alarm aktiviert werden und der Standort des Rads verfolgt werden können.
Auch der beliebte Turbo Boost darf beim S4 und X4 nicht fehlen. Er gibt einen Extra-Kick an Schwung, damit die Anfahrt oder Steigungen ohne zusätzlichen Kraftaufwand des Fahrers möglich sind. Der eigen entwickelte Motor soll dank RPM-Sensor dynamisch unterstützen und eine mühelose und intuitive Fahrt ermöglichen.
Um das E-Bike möglichst clean zu halten, wurde auch hier auf ein Display verzichtet. Wer gerne seine Geschwindigkeit, Dauer und Navigation im Blick haben möchte, kann diese Informationen über die VanMoof-App einsehen. Eine integrierte Halterung für das Smartphone befindet sich am Lenker.
VanMoof S5 im ersten Videotest
Das neue VanMoof S5 ist fahrbereit! IMTEST konnte das neue City-E-Bike bereits ausprobieren, die Details im Videotest.
Die Unterschiede zu S3 und S5
Die Anzahl der Gänge der automatischen Gangschaltung ist ein Unterschied, aber wo liegen die anderen, weshalb das S4 gleich um 1.150 Euro günstiger ist als das S5? Der Motor vom S4 und X4 haben mit 59 statt 68 Newtonmeter jeweils ein geringeres maximales Drehmoment. Zudem fallen Apples Dienst “Wo ist?” sowie die sogenannten “Halo-Ringe” weg, die dem Fahrer in Echtzeit Auskunft über Geschwindigkeit und Batteriestand geben. Und nicht zuletzt spielen mitunter auch einzelne Komponenten eine Rolle, wie der Bremstest beweist.
Auch, wenn das S3 nicht mehr produziert wird und auf der Homepage als dauerhaft ausverkauft angezeigt ist, sind hier die Unterschiede der drei Räder S3, S4 und S5 im Überblick dargestellt:
S3 | S4 | S5 | |
Motorleistung in Newtonmeter | 59 | 59 | 68 |
Ladezeit 100 % lt. Hersteller in Std. | 4:00 | 4:30 | 6:30 |
Reichweite lt. Hersteller in km | 60-150 | 60-150 | 60-150 |
Akkukapazität lt. Hersteller in Wattstunden | 504 | 478 | 463 |
Automatische Schaltung, Anzahl Gänge | 4 | 2 | 3 |
Gewicht E-Bike lt. Hersteller in kg | 21 | 21,6 | 23 |
Preis in Euro | – | 2.198 | 3.498 |
Mit den neuen Modellen S4 und X4 möchte VanMoof offensichtlich Menschen ansprechen, die den Look und die verwendete Technologie der Marke lieben und schätzen, aber nicht bereit sind, so tief in die Tasche zu greifen. Für E-Bike-Neulinge könnten die Räder daher durchaus attraktiv sein.
S4 und X4 zu attraktivem Preis
“Wir haben viel Zeit damit verbracht, potenziellen Fahrer*innen zuzuhören. Der Wunsch nach unseren High-Tech Funktionen und VanMoof-Design – in einem E-Bike, das noch simpler, zugänglicher und zuverlässiger ist, war besonders stark. Wir haben das S4 & X4 speziell entwickelt, um diesen Bedarf zu erfüllen.”
Ties Carlier, Mitbegründer von VanMoof
Beide neuen VanMoof-Modelle S4 und X4 sind etwa 1.150 Euro günstiger als das Flaggschiff S5, welches IMTEST bereits im Alltag und Labor getestet hat. Den ausführlichen Test des beliebten Vorgänger-Modells Van Moof S3 finden Sie an dieser Stelle.
Fazit
Es fällt IMTEST nicht leicht festzustellen, ob nun das ungleich teure S5 oder das neue S4 die schickste Ausführung des VanMoof E-Bikes ist. Die vier frischen Farben, in denen das S4 angeboten wird, sorgen ebenso für gute Laune wie die ermittelte Reichweite von gut 51 Kilometern.
Abstriche muss der Nutzer hingegen bei der Sicherheit der Bremsen in Kauf nehmen. Hier lieferte das S4 im Labor nur ausreichende Ergebnisse. Irgendwo muss sich der niedrige Preis widerspiegeln, dies wird unter anderem bei der Bremsleistung deutlich.
Ein weiteres Manko ist die Zwei-Gang-Automatikschaltung. Diese funktioniert zwar tadellos, macht aber vom ersten in den zweiten Gang einen deutlichen Sprung. Lässt man dann bei höherem Tempo das Rad kurz laufen, springt die Schaltung zurück und man tritt kurz kleine Löcher, bevor der Gang wieder hochspringt.
Auch, wenn der Sattel und die Lenkergriffe etwas unangenehm sind, fährt sich das S4 sonst sehr angenehm. Die dicken Reifen federn gekonnt ab, sodass es einen guten Fahrkomfort auf sämtlichen Belägen bietet.
- PRO
- Unkomplizierte Bedingung, schickes Design und attraktiver Preis.
- KONTRA
- Enttäuschte beim Bremsentest mit nur ausreichendem Ergebnis.
IMTEST Ergebnis:
befriedigend 2,8
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